Fölser sieht Österreichs Team defensiv wie offensiv verbessert.

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Es kann durchaus von Vorteil sein, bei der Sportausübung ein Dach über dem Kopf zu haben. Das Wetter etwa bereitet Handballern generell eher wenig Kopfzerbrechen. Dieser Tage ist die Lage freilich eine besondere, ergo hat Patrick Fölser den Fröschen mit großem Interesse gelauscht. Schließlich hatte der Handballbund (ÖHB), dessen Sportdirektor Fölser ist, für Mittwochfrüh den Flug zur WM nach Dänemark gebucht. Doch auch in Innsbruck, wo das Team trainiert und getestet hat, regnet und/oder schneit und stürmt es. "Wir hoffen, dass wir gut weg- und gut ankommen", sagte Fölser am Dienstag dem STANDARD.

Bis zur ersten österreichischen Partie bleibt wenig Zeit, sie steigt am Freitag gegen Saudi-Arabien. Die WM wird von Dänemark und Deutschland ausgerichtet, aus vier Sechsergruppen in der Vorrunde steigen je drei Mannschaften in die Hauptrunde auf. Das ist das erklärte Ziel der Österreicher, die in Gruppe C in Herning der Reihe nach auf Saudi-Arabien, Chile, Norwegen, Dänemark und Tunesien treffen.

Sieben Tage, fünf Spiele

Fünf Spiele binnen sieben Tagen werden Kopf und Körper fordern. "Wir müssen aufpassen, dass wir den Fokus halten", fordert Österreichs isländischer Teamchef Patrekur Jóhannesson. Aus den abschließenden Tests gegen Bahrain (31:22) und Griechenland (32:25) hat er einerseits mitgenommen: "Wenn die Mannschaft nicht voll fokussiert ist, haben wir Probleme." Andererseits: "Wenn wir gut spielen, spielen wir richtig gut."

Dem schließt Fölser (42) sich an. Der gebürtige Linzer hat von 1996 bis 2014 selbst für Österreich gespielt, in 218 Partien 567 Tore erzielt. Das aktuelle Team beschreibt er als "sehr, sehr junge Mannschaft, die dennoch schon Erfahrung gesammelt hat". Eine eher unangenehme Erfahrung war das frühe Scheitern bei der EM im Vorjahr in Kroatien, wo schon die entscheidende erste Partie gegen Weißrussland knapp verloren ging. Fölser: "Die Burschen haben daraus gelernt, sie sind reifer geworden. So gesehen hat die EM einiges gebracht."

Schlüssel zum Erfolg

Der Sportdirektor sah die Mannschaft zuletzt defensiv wie offensiv "deutlich verbessert". Schlüssel zum Erfolg werde die Deckung sein. Steht sie gut, ergeben sich schnelle Gegenstöße, eine Spezialität der schnellen Flügel Robert Weber und Raul Santos. Die Österreicher, sagt Fölser, wollen ihr Spiel "breit aufziehen" und "schwer auszurechnen sein". Dem ehemaligen Kreisspieler hat in der Vorbereitung nicht zuletzt sein Nachfolger auf der Position, Tobias Wagner, gefallen. Der habe sich zu einem "Brecher" entwickelt und könne das ÖHB-Spiel immer wieder bereichern.

Norwegen und Gastgeber Dänemark haben in Österreichs Gruppe als klare Favoriten zu gelten, streben Medaillen an. Auf Österreich warten mit Saudi-Arabien und Chile zunächst zwei Gegner mit zumindest phasenweise unorthodoxer Spielweise. Saudi-Arabien, sagt Fölser, wechsle gerne auf eine sehr offensive 3:3-Deckung. "Dagegen muss man sehr diszipliniert und kontrolliert spielen. Man darf sich nicht aus der Ruhe bringen lassen."

Der klare Sieg gegen Bahrain, das ebenfalls WM-Teilnehmer ist und in der Qualifikation vor Saudi-Arabien lag, hat Selbstvertrauen gegeben. Nicht auszuschließen ist, dass es im letzten Gruppenspiel gegen Tunesien um die Qualifikation für die Hauptrunde geht. Fölser: "Tunesien ist Dauergast bei der WM, ein ganz schwieriger Gegner."Was die EM 2020 betrifft, ist Österreich, weil Mitveranstalter, schon jetzt aller Qualifikationssorgen entledigt. Bei der WM in Dänemark wird es nicht zuletzt darum gehen, die Werbetrommel für das Heimevent zu rühren. (Fritz Neumann, 9.1.2019)

26. Handball-WM Gruppe C, Herning/DEN – Spielplan:

11. Jänner: Saudi-Arabien – Österreich (18)

12. Jänner: Österreich – Chile (15)

14. Jänner: Norwegen – Österreich (17.30)

15. Jänner: Österreich – Dänemark (20.45)

17. Jänner: Österreich – Tunesien (17.30)

Alle Gruppenspiele, Semifinale (25. Jänner) und Finale (27. Jänner) live auf ORF Sport+

Modus:

Die besten Drei der vier Vorrundengruppen (A: Berlin, B: München, D: Kopenhagen) stehen in der Hauptrunde mit Gruppe I (A/B/Köln) und Gruppe II (C/D/Herning). Resultate gegen die beiden Mitaufsteiger werden mitgenommen. Der Rest spielt im President’s Cup um die Plätze 13 bis 23.