Drohnenaufnahme des Fundorts Ma-Lan an der Küste Ecuadors.
Foto: Heiko Prümers, DAI

Berlin – Von den Zivilisationen, die es in Südamerika vor der Zeit der Inka gab, sind nur die wenigsten jedem ein Begriff. Die Nazca-Kultur ist aufgrund der berühmten Scharrbilder, die sie hinterlassen hat, allgemein bekannt. Manche kennen vielleicht auch noch die Moche- und die Chachapoya-Kultur, doch es gibt noch viele mehr – und wesentlich ältere.

Eine davon haben nun deutsche Forscher genauer zu untersuchen begonnen, wie das Deutsche Archäologische Institut (DAI) berichtet. Die bisher kaum erforschte Machalilla-Kultur, benannt nach einer Region im Nordwesten Ecuadors, existierte von etwa 1.400 bis 800 vor unserer Zeitrechnung. Sie breitete sich entlang der Küste Ecuadors aus und hatte Beziehungen bis ins Hochland und an die nordperuanische Küste.

Systematische Untersuchung

Ein Team der Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen des DAI erstellte gemeinsam mit der Päpstlichen Universität in Quito zunächst mit Hilfe einer Drohne und der Auswertung von Luftbildern eine Gesamtkarte für die Bucht von Machalilla und die zwei dort entdeckten Fundorte aus dieser jungsteinzeitlichen Kultur.

Der erste ist der namengebende Fundort, der zweite gehört zur sogenannten Chorrera-Kultur, die sich über mehrere Jahrhunderte parallel zur Machalilla-Kultur im gleichen Gebiet entwickelte. Auch das Verhältnis der beiden Kulturen zueinander steht im Fokus der archäologischen Untersuchungen.

In der Machalilla-Kultur wurden aus Meeresschnecken sowohl Gebrauchsgegenstände wie Angelhaken (f bis i) als auch Schmuckstücke (a bis e) hergestellt.
Foto: Heiko Prümers, DAI

Parallel dazu begannen Grabungsarbeiten, die bereits zahlreiche Funde erbrachten: unter anderem Figurienen und Objekte aus Meeresschnecken wie Angelhaken oder Knöpfe in sämtlichen Bearbeitungsstufen. Anhand von verkohlten organischen Resten an den Innenseiten von Keramikfragmenten konnte zudem der namengebende Fundort in die Zeit zwischen 1.380 bis 1.000 vor unserer Zeitrechnung datiert werden.

Und es ergab sich auch eine Überraschung: Es wurde keine einzige Scherbe des Keramiktyps entdeckt, der bisher als "Leitfossil" der Machalilla-Kultur galt. Dafür kamen am zweiten Fundort zahlreiche Fragmente von Figurinen ans Licht, die bisher einer anderen Kultur zugeschrieben worden waren, der Bahia-Kultur. Da sie nun aber erstmals in gesichertem Fundzusammenhang nachgewiesen sind, muss ihre Zuordnung vermutlich komplett neu überdacht werden. Laut DAI bleiben noch viele Fragen und Auswertungen offen, die in kommenden Grabungskampagnen geklärt werden sollen. (red, 16. 1. 2019)