Spanische Experten kritisieren die Raucherregelung in Österreich. In Spanien floriere die Gastronomie trotz Rauchverbots.

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Wien – Es waren mehr als 880.000 Personen, die im vergangenen Jahr das Don't-smoke-Volksbegehren für einen besseren Nichtraucherschutz unterschrieben haben. Konsequenzen daraus hat die Politik bislang nicht gezogen. Am Mittwoch waren die Initiatoren im Gesundheitsausschuss im Parlament geladen – und haben dort einmal mehr ihre Forderungen deponiert. "Jeden Tag, an dem das derzeitige Gesetz gilt, gefährdet die Bundesregierung Menschenleben in Österreich", sagte der Präsident der Wiener Ärztekammer, Thomas Szekeres. Aus Zeitgründen, wie es hieß, war es den Parlamentariern allerdings nicht möglich, sich dem Thema ausführlicher zu widmen.

Festgelegt wurde immerhin ein weiteres Prozedere. So einigten sich die Abgeordneten aller Fraktionen auf zwei Expertenhearings im Februar und März. Jede Partei kann Personen laden, zum Thema Nichtraucherschutz zu sprechen. Außerdem wurde der Internationale Dienst des Parlaments aufgefordert, ein Gutachten mit Regeln betreffend Nichtraucherschutz in anderen Ländern Europas zu erstellen.

Post aus Spanien

Der Anstoß dazu war ein Papier aus Spanien. Gesundheitsexperten appellieren in einem offenen Brief an Österreichs Abgeordnete, nicht an überholten Regelungen mit Raucher- und Nichtraucherzonen festzuhalten. Spanien hat dieses System längst hinter sich gelassen, wird erklärt, weil es nicht funktioniert habe. Lokale wurden formal unterteilt – de facto sei es nahezu aber unmöglich gewesen, rauchfreie Bars zu finden. Von der Tabakindustrie hingegen wurde das sogenannte spanische Modell über Jahre hochgelobt.

Seit 2011 gilt nun ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie. Die wissenschaftlichen Beweise für die positiven Effekte seien überwältigend, so die Verfasser des Briefes. Unter ihnen Ildefonso Hernadez-Aguado, Professor für Öffentliche Gesundheit und 2008 bis 2011 Generaldirektor für Öffentliche Gesundheit in der spanischen Regierung. Seit die neue Regelung in Kraft ist, würde die Gastronomie weiterhin mehr florieren als die Gesamtwirtschaft.

SPÖ-Abgeordneter Philip Kucher erhofft sich durch das spanische Schreiben neuen Rückenwind, um die "Retropolitik" von Türkis-Blau abzuwenden. Er ortet "europaweites Kopfschütteln". (Rosa Winkler-Hermaden, 10.1.2019)