Erkundungstour während der Mission Apollo 16 (1972). 71 Stunden verbrachten die beiden Astronauten John Young und Charles Duke auf der Mondoberfläche.
Foto: courtesy of the Nasa Photographic Archives

Auf dem Mond herrscht bald wieder Hochbetrieb. Noch keine Woche ist es her, dass der chinesischen Sonde Chang'e 4 die erste Landung auf der Rückseite des Erdtrabanten gelungen ist. Während die wissenschaftlichen Instrumente des mitgebrachten Roboters Yutu 2 vorbereitet werden, um Analysen der von uns stets abgewandten Mondseite vorzunehmen, läuft schon der nächste Countdown. Ende Jänner soll mit Chandrayaan-2 die zweite indische Sonde zum Mond starten und ebenfalls einen kleinen Rover auf dessen Oberfläche bringen, um Experimente durchzuführen. Im Februar soll dann der israelische Mondlander Beresheet aufbrechen – die erste privat durchgeführte Mondmission in der Geschichte der Raumfahrt.

Der Zweck all dieser Unternehmungen besteht in erster Linie darin, neue Technologien zu testen und zu demonstrieren. Der Mond gilt als Übungsobjekt und Zwischenstation für mögliche künftige bemannte Missionen zum Mars – um solche Reisen mit Menschen an Bord sicher durchzuführen, gilt es aber noch sehr viele Hindernisse zu überwinden. Dass die bemannte Raumfahrt im Jahr 2019 noch nicht viel weiter sein würde und der Mond heute nach wie vor das einzige astronomische Objekt ist, das Raumfahrer je betreten haben, hätte vor 50 Jahren vermutlich kaum jemand angenommen.

Ausstieg aus der Mondlandefähre Eagle: Apollo 11 brachte im Juli 1969 die ersten beiden Menschen auf den Mond.
Foto: courtesy of the Nasa Photographic Archives

Konkurrenz als Antrieb

Damals erreichten die Begeisterung und die Erfolge der Raumfahrt einen historischen Höhepunkt: Am 21. Juli 1969 betraten Neil Armstrong und Edwin "Buzz" Aldrin im Rahmen der Mission Apollo 11 als erste Menschen den Mond. Pünktlich zum Jubiläumsjahr zeigt ein neuer Bildband eine große Auswahl an Aufnahmen, die bei dieser und anderen Apollo-Missionen entstanden sind. Das teilweise bislang unveröffentlichte Bildmaterial dokumentiert die Leistungen der beteiligten Astronauten und unterstreicht dabei einen oftmals unterbelichteten Aspekt: Diese Raumfahrer waren auch Pioniere der Fotografie.

Vorbereitung für die späteren Landungen: Russel Schweickart testet einen neuen Raumanzug während der Mission Apollo 9 (März 1969).
Foto: courtesy of the Nasa Photographic Archives

Vor dem Hintergrund der Systemkonkurrenz des Kalten Kriegs, die sich seit dem Start des ersten Satelliten durch die Sowjetunion 1957 (Sputnik) zunehmend auch im All abspielte, lieferten sich die USA und die UdSSR ein wettkampfartig inszeniertes Rennen um die technologische Vormacht im Weltraum. Dabei wurden Summen in die Entwicklung der Raumfahrt investiert, von denen Ingenieure und Astronomen heute nur träumen können.

Anfangs hatte die Sowjetunion die Nase vorn: Dreieinhalb Jahre nach Sputnik flog der russische Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch ins All und kehrte nach einer Erdumrundung unversehrt wieder zurück. 1963 reiste mit Walentina Tereschkowa erstmals eine Frau ins All, und auch den ersten "Weltraumspaziergang" konnte die Sowjetunion für sich verbuchen: 1965 verließ Alexei Leonow als erster Mensch ein Raumschiff und schwebte zwölf Minuten lang im All.

Walter Cunningham im Kommandomodul der Mission Apollo 7 (1968).
Foto: courtesy of the Nasa Photographic Archives

Doch die USA, die erst unter dem Eindruck des Sputnik-Starts eine eigene Raumfahrtbehörde eingerichtet hatten, die Nasa, holten auf. 1961 hatte US-Präsident John F. Kennedy angekündigt, dass die USA noch vor Ende des Jahrzehnts Menschen zum Mond und wieder zurück bringen würden. Acht Jahre und 25 Milliarden Dollar später fieberten weltweit rund 600 Millionen Menschen vor dem Fernseher mit, als die Mondlandefähre Eagle mit Armstrong und Aldrin an Bord auf dem Mond aufsetzte und Armstrong den berühmten Satz sprach: "The eagle has landed." Dann passierte allerdings fast fünf Stunden lang gar nichts. Zum Bedauern der beiden Astronauten und wohl auch der gebannten Zuseher der Liveübertragung bestand die Missionsleitung in Houston darauf, dass sich die Raumfahrer vor dem Ausstieg erst einmal ausruhen mussten.

Außerirdische Fotografie

Nachdem sich die Luke der Eagle endlich geöffnet hatte, verbrachten Armstrong und Aldrin knapp zweieinhalb Stunden auf der Mondoberfläche, sammelten Bodenproben ein und machten hunderte Fotos, von denen viele in die Geschichte eingingen. Der Bildband Apollo VII-XVII zeigt eine Auswahl davon, aber auch weniger bekannte Aufnahmen aus den elf bemannten Apollo-Missionen zwischen 1968 und 1972. Aus mehr als 27.000 Bildern wählten die Autoren 225 besondere Aufnahmen aus und dokumentieren in ihrer Zusammenstellung chronologisch die Geschichte dieses Großprojekts der Raumfahrt, das auch in Sachen Weltraumfotografie Maßstäbe setzte.

Dieses Bild entstand an Bord von Apollo 17 (1972), der bislang letzten bemannten Mission zum Mond.
Foto: courtesy of the Nasa Photographic Archives

In einer Einführung zu Beginn des Buchs erinnert sich Walter Cunningham, der 1968 mit Apollo 7 ins All flog, an seine Arbeit an Bord des Raumschiffs mit einer Hasselblad-500C-Kamera. Seine Aufnahmen sollten vor allem die Manöver zur späteren technischen Analyse dokumentieren, doch dem heute 86-Jährigen gelangen auch viele und, so Cunningham, "überraschend gute" Bilder der Erde. Einen weiteren Blick hinter die fotografischen Kulissen des Programms gibt es auch noch am Ende des Bildbands: Das letzte Kapitel ist der Technik der Apollo-Fotografie gewidmet.

Diese ikonische Aufnahme der Erde entstand 1968 im Rahmen der Mission Apollo 8. Es war der erste bemannte Raumflug, mit dem Menschen den Erdorbit.

Foto: courtesy of the Nasa Photographic Archives

Die Mission Apollo 9 testete im März 1969 Infrastruktur für die künftigen Mondlandungen im Erdorbit.

Foto: courtesy of the Nasa Photographic Archives

Dabei stiegen die Raumfahrer auch mehrfach aus.

Foto: courtesy of the Nasa Photographic Archives

Die Mission Apollo 12 (November 1969) hatte unter anderem den Auftrag, Teile der unbemannten Mondsonde Surveyor 3 einzusammeln, die zweieinhalb Jahre zuvor auf dem Mond gelandet war.

Foto: courtesy of the Nasa Photographic Archives

Apollo 15 (1971) brachte das erste Lunar Roving Vehicle (LRV) auf den Mond. Bei dieser Mission entstanden besonders viele fotografische Aufnahmen.

Foto: courtesy of the Nasa Photographic Archives

Charles Duke war 1969 der zehnte und jüngste Mensch, der je den Mond betrat. Er nahm als 37-Jähriger an Apollo 16 teil.

Foto: courtesy of the Nasa Photographic Archives

Floris Heyne et al., APOLLO VII-XVII. € 51,40 / 320 Seiten. teNeues Media, Kempen 2018

(David Rennert, 13.1.2019)

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