Wien – Einige Besonderheiten weist die Insolvenzstatistik für 2018 auf. Wohl reduzierte sich die Zahl der eröffneten Firmenpleiten um 1,72 Prozent auf 2972, allerdings stiegen das Volumen der Passiva und die Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze. Und: Aufgrund der geänderten Gesetzeslage wurden erstmals seit 1995 mehr als 10.000 Privatkonkurse eröffnet.

16.743 Arbeitsplätze waren im Vorjahr durch Pleiten unmittelbar bedroht, das ist laut dem Gläubigerschutzverband AKV ein Achtel mehr als 2017. Die Gesamtpassiva der eröffneten Firmeninsolvenzen stiegen um 27 Prozent auf 2,51 Milliarden Euro.

Verantwortlich für diesen "exorbitanten Anstieg" waren Großpleiten wie jene der Fluglinie Niki, der Modekette Charles Vögele, des Anlagenbauers Waagner-Biro, des Raststättenbetreibers Rosenberger und der Wienwert-Immobiliengruppe. Wies 2017 noch die Baubranche die meisten Pleiten auf, war im Vorjahr der Handel mit 688 Verfahren Spitzenreiter – gefolgt von Bau (625) und Gastronomie (503). "Österreichweit werden wöchentlich 100 Unternehmungen insolvent", rechnet der Leiter des AKV-Insolvenzbereichs, Franz Blantz, vor. Mangels Masse abgewiesen wurden 2233 Verfahren (plus vier Prozent), es war also nicht einmal genug Geld da, um die 4000 Euro für ein Insolvenzverfahren aufzubringen.

Höchstwert bei Privatkonkursen

Bei Privatkonkursen erreichten die Verbindlichkeiten 2018 mit rund 1,6 Milliarden Euro einen historischen Höchstwert. Einen Privatkonkursantrag stellten 10.024 Personen, das sind fast 45 Prozent mehr als 2017. "Vor allem vormalige Unternehmer mit Millionenverbindlichkeiten nutzen die neuen Bestimmungen des Privatkonkurses", sagt AKV-Chef Hans Musser. Schuldner werden seit November nur fünf statt sieben Jahre aufs Existenzminimum gepfändet, die Mindestquote von zehn Prozent der Verbindlichkeiten fiel weg. Unter den zehn größten Insolvenzen (nach Passiva) sind 2018 zwei Privatkonkurse.

Ein "Totalausfall" droht laut dem Kreditschutzverband von 1870 bei SBE Alpha, der früheren Waagner-Biro Stahlbau. 220 Gläubiger (inklusive Dienstnehmer der SBE) haben rund 160 Millionen Euro an Forderungen angemeldet. Darin enthalten: hohe Schadenersatzforderungen von Vertragspartnern. Anerkannt sind nach der Prüfungstagsatzung am Mittwoch nur 11,5 Millionen Euro. Ob es zur Quotenzahlung an die Gläubiger kommt, lässt sich nicht abschätzen, so der KSV. (APA, red, 10.1.2019)