Die niederösterreichische Landesbeamtin W. sollte die Interessen der jungen Flüchtlinge wahren. Sie beschloss stattdessen, sie in das Drasenhofener Asylquartier einzuweisen.

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Wien / St. Pölten – In der Causa um das vom niederösterreichischen Landesrat Gottfried Waldhäusl eingerichtete, inzwischen wieder geschlossene Asylquartier Drasenhofen, in dem rechtskräftig negativ beschiedene Minderjährige hinter Stacheldraht leben mussten, hat der Wiener Anwalt Georg Zanger nunmehr auch Anzeige gegen die niederösterreichische Landesbeamtin W. eingebracht. Gegen den FPÖ-Politiker Waldhäusl selbst hatte er dies bereits Anfang Dezember getan.

W. habe sich des Amtsmissbrauchs durch Freiheitsentziehung schuldiggemacht, heißt es in dem Schreiben. Es wurde auf Grundlagen von Recherchen der NGO Asylkoordination im Namen aller 15 betroffenen Jugendlichen an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft geschickt.

"Erstaunliche Doppelfunktion"

Bei der Asylkoordination bescheinigt Obfrau Anny Knapp W. eine "erstaunliche Doppelfunktion". Als vom Land bestellte Rechtsvertreterin der Flüchtlinge habe sie gleichzeitig deren Transport nach Drasenhofen organisiert. "Es ist dies ein beispielloser Vertrauensbruch gegenüber den Schützlingen", sagt Knapp. Den Jugendlichen sei "erheblicher psychischer Schaden" zugefügt worden.

Nach der Schließung des Drasenhofener Quartiers waren die Jugendlichen – alles Burschen – ins Caritas-Quartier St. Gabriel in Maria Enzersdorf übersiedelt. Sieben von ihnen, die inzwischen volljährig geworden sind, wurde von der Landesasylabteilung angeordnet, St. Gabriel wieder zu verlassen. Sie sollen in Asylquartiere für Erwachsene ziehen. (Irene Brickner, 10.1.2019)