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Fords Europageschäft läuft nicht gut.

Foto: AP/Frank Augstein

Frankfurt/Dearborn – Ford will sein tief in den Verlusten steckendes Europa-Geschäft umbauen und hält Werksschließungen für möglich. Damit stehen zum zweiten Mal binnen weniger Jahre tausende Arbeitsplätze auf der Kippe. Die genaue Höhe machte Ford am Donnerstag vom Verlauf der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern abhängig, die nun beginnen sollen.

Der zweitgrößte US-Autobauer steht unter Druck, nachdem der Rivale General Motors sein Europa-Geschäft an Peugeot verkauft hat und Opel unter dem französischen Autobauer wieder Tritt gefasst hat. "Wenn man auf die zurückliegenden Jahrzehnte zurückblickt, war Ford in Europa nie nachhaltig profitabel", sagte Europa-Chef Steven Armstrong.

Nun will Ford die Modellpalette straffen, sich von Verlustbringern trennen und das Fahrzeugangebot elektrifizieren. Dabei soll auch die mit Volkswagen angestrebte Allianz helfen, die die beiden Unternehmen nach Reuters-Informationen nächste Woche anlässlich der Automesse in Detroit bekanntgeben wollen.

Bereits in Vergangenheit Schließungen

Der US-Konzern hatte vor einigen Jahren eine Fabrik in Belgien und zwei Standorte und Großbritannien mit insgesamt 5.700 Beschäftigten dichtgemacht, um aus den roten Zahlen zu kommen. Das gelang zunächst auch – zuletzt geriet das Europa-Geschäft aber wieder tief in die Verluste, so dass das Management nun eine Neuaufstellung beschloss. Armstrong machte klar, dass das Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen und Geländewagen profitabel sei. Dagegen seien Minivans und klassische Personenwagen weniger gefragt. "Wir ergreifen entschlossene Maßnahmen, um das Ford-Geschäft in Europa zu transformieren", teilte Armstrong mit. In Deutschland verhandelt Ford mit dem Betriebsrat über einen Stellenabbau im Werk Saarlouis. Dort soll die Produktion der Minivans C-Max und Grand C-Max eingestellt werden. Dadurch könnten 1.600 Arbeitsplätze wegfallen, die sozialverträglich abgebaut werden sollen.

Die Arbeitskosten will Ford europaweit so weit wie möglich senken und Mitarbeiter dazu bewegen, freiwillig auszuscheiden. Dazu sollen Gespräche mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft beginnen. Die Höhe des geplanten Personalabbaus nannte Armstrong nicht. Im Gespräch mit Reuters machte er jedoch klar, dass es sich um "Tausende" der insgesamt 53.000 Stellen in Europa handle. "Das Redesign soll das Geschäft wieder auf ein akzeptables Niveau bringen." Ford wolle kein Geld mehr verbrennen. Ziel sei, in Europa eine langfristige operative Rendite von sechs Prozent zu erzielen. Im dritten Quartal 2018 hatte Ford in Europa einen Verlust von 245 Mio. Dollar (214 Mio. Euro) eingefahren, nach minus 192 Mio. Dollar vor Jahresfrist. Den Amerikanern macht der Brexit zu schaffen. Für Ford ist Großbritannien der größte europäische Markt, das schwache Pfund trifft den US-Autobauer daher besonders stark. Auch schwächere Geschäfte in Russland und der Türkei schlugen zu Buche.

Auch Jaguar baut ab

Der größte britische Autobauer Jaguar Land Rover kündigte unterdessen an, rund 4.500 Arbeitsplätze abzubauen, den größten Teil in seinem Heimatmarkt. Grund sei die Verlangsamung in China und der Nachfrageeinbruch beim Diesel in Europa.

Im Falle eines ungeregelten Brexit will Ford die eingeleitete Neuaufstellung überprüfen. "Wenn der Brexit in die falsche Richtung gehen sollte, müssten wir uns das noch einmal anschauen, um dem entgegenzuwirken", sagte Armstrong. Die endgültige Struktur der Produktions- und Entwicklungsstandorte hänge davon ab, wie die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern und anderen Interessengruppen verliefen. Klarheit darüber will Ford im zweiten Halbjahr haben. Die Gewerkschaft IG Metall verlangte mehr Details, bevor man sich dazu äußern könne.

Zur Sanierung soll der mit Volkswagen angestrebte Bund beitragen, durch den Ford sein Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen stärken will. Details dazu gab das Unternehmen nicht bekannt. "Es ist zu früh, um zu spekulieren, wie sich die VW-Allianz auf unsere Strategie auswirken wird", sagte Armstrong zu Reuters. Er kündigte an, die Fertigung eines Automatikgetriebes im französischen Bordeaux einzustellen. Zudem soll das Gemeinschaftsunternehmen Sollers in Russland auf den Prüfstand gestellt werden. Eine Entscheidung wurde für das zweite Quartal angekündigt. Die Niederlassung in Großbritannien soll ebenfalls restrukturiert werden. (APA, Reuters, 10.1.2019)