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Linz – Der Geschäftsführer der Kepler Society, des Alumniklubs der Linzer Johannes-Kepler-Universität (JKU), hat mit dienstrechtlichen Schritten zu rechnen. Hintergrund ist ein Inserat der Kepler Society, das im Heft des Linzer Burschenbundballs mit dem Text des "Treuelieds" der SS um Mitglieder wirbt. Die JKU distanzierte sich am Sonntag von dem Inserat und kündigte personelle Konsequenzen an.

"Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu", lautet die Auftaktzeile des deutschen Volks- und Studentenlieds von 1814, das in der Zeit des Nationalsozialismus zum "Treuelied" der Schutzstaffel (SS) wurde. Im SS-Liederbuch war es neben dem "Deutschlandlied" und dem "Horst-Wessel-Lied" an dritter Stelle angeführt. In dem Inserat beschränkte sich die Kepler Society auf den zweiten Teil des Satzes: "... so bleiben wir doch treu".

Umgehende Reaktion von Rektor Lukas

"Das Inserat der Kepler Society in der Ballbroschüre des Burschenbundballs ist inakzeptabel und widerspricht diametral der Haltung der Johannes-Kepler-Universität", erklärt Rektor Meinhard Lukas. Die Universität stehe für Offenheit und Pluralität. "Eine antifaschistische Gesinnung ist Teil der DNA der JKU. Eine solche unmissverständliche Haltung erwarten wir auch von den Repräsentanten jener Organisationen, die so wie die Kepler Society der JKU nahestehen. Immerhin geht es um das Ansehen unserer Universität."

Rektor Lukas hat den Vorstandsvorsitzenden der Kepler Society, Gerhard Stürmer, ersucht, einen kommissarischen Geschäftsführer einzusetzen und den anstehenden Neujahrsempfang der Kepler Society abzusagen. "Ich erwarte mir als nächsten Schritt eine außerordentliche Generalversammlung der Kepler Society", so Lukas. Er hat auch die Vizerektorin für Personal, Brigitte Hütter, beauftragt, die nötigen dienstrechtlichen Schritte zu setzen. Der Geschäftsführer der Kepler Society ist an der JKU angestellt. Darüber hinaus hat Lukas die Rechtsabteilung der JKU und Rechtsanwalt Wolfgang Moringer mit der rechtlichen Prüfung des Inserats beauftragt.

Der Geschäftsführer der Kulturplattform Kupf, Thomas Diesenreiter, hat das Inserat publik gemacht. Er hat gegen den Verein, den Geschäftsführer und den Vereinspräsidenten am Samstagabend Anzeige wegen Wiederbetätigung eingebracht, bestätigte er der APA. Er fordert personelle Konsequenzen: "Die JKU muss sich deutlich von rechtsextremer und neonazistischer Ideologie abgrenzen. Dazu gehört auch, den Ehrenschutz des Burschenbundballs zurückzulegen."

Die Kulturplattform veranstaltet mit dem "Wurst-vom-Hund-Ball" ein Kontrastprogramm. Diesenreiter lädt Rektor Lukas ein, besser dort den Ehrenschutz zu übernehmen. "Das steht den Prinzipien der JKU näher", so Diesenreiter. (APA, 13.1.2019)