Hybride aus Realität und Virtualität zeigt das "aut" in Innsbruck.

Foto: Ludwig Löckinger

Gut fünfzig Jahre ist es her, dass sich Walter Pichler seinen TV-Helm (Tragbares Wohnzimmer) über den Kopf stülpte, Hans Hollein ein aufblasbares Büro fürs Arbeiten an verschiedenen Orten entwarf und beide eine Architektur propagierten, die "von den Zwängen des Bauens" befreit werden sollten.

Die 1960er-Jahre waren geprägt von einer Aufbruchstimmung in neue Denkräume: Das Fernsehen wurde zum Massenmedium, neue Technologien warfen ihre Schatten voraus, Marshall McLuhan erklärte die Medien zur Erweiterung des menschlichen Körpers, die Raumfahrt zielte auf den Mond. Und unter dem Cyberhelm wurden 3D-Simulationen virtuelle Realität.

3D-Brille, was sonst?

50 Jahre später ist die Frage, welchen Einfluss künstliche Welten auf den real gebauten Raum haben, keineswegs geklärt. Antworten sollte man sich auch im Tiroler Architekturzentrum Architektur und Tirol (aut) nicht erwarten. Zwei Installationen umkreisen das Thema.

Am Selbsterfahrungstrip mit 3D-Brille kommt man da nicht vorbei. Die Reise lohnt sich aber, weil das an der Schnittstelle von digitaler Kunst und Architektur operierende Duo Valerie Messini und Damjan Minovski für Head in a Cloud neue Darstellungsformen erprobt hat. Aus Millionen Punkten bestehende Datenwolken simulieren eine Landschaft, durch die man mittels Steuermodul gleiten kann.

Reisen der Zukunft

Wenn das Virtuelle die Zukunft des Reisens oder von Museen ist, bekommt man einen Vorgeschmack davon, wie das aussehen könnte. Fragt sich, wie erstrebenswert es ist. Und wie wir uns am Ende durch künstliche Welten bewegen werden. Jedenfalls nicht körperlos, weil es längst online käufliche Scans von Körperhüllen oder ruckzuck angelegte Cyberskelette gibt.

Intra Space lässt solche Hybride aus virtuellen und realen Figuren durchs aut geistern. Bereits in dem von aut-Chef Arno Ritter kuratierten Österreich-Beitrag für die Architekturbiennale Venedig 2012 hatte Architekt Wolfgang Tschapeller den 3D-animierten menschlichen Körper ins Zentrum von Architekturfragen gerückt.

Daran anknüpfend entstand ein interdisziplinäres Forschungsprojekt an der Akademie der bildenden Künste. Dass zunehmend technisierte Körper den Raum verändern, klingt logisch. Aber wie tun sie das? Mehr Aufschluss könnte eine Diskussion mit Tschapeller und Projektmitarbeiterin Christina Jauernik am 24. Jänner geben. (Ivona Jelčić, 14.1.2019)