Nach der ersten Landung auf der erdabgewandten Seite des Mondes hat die chinesische Chang'e-4-Mission schon die nächste außerirdische Premiere geliefert: Erstmals ist es gelungen, auf dem Mond eine Pflanze zum Keimen zu bringen. Wie auf aktuellen Bildern zu erkennen ist, wachsen in einem Gefäß der Chang’e-4-Landeeinheit aus einer Gitterstruktur mehrere Baumwoll-Sprösslinge hervor.

Das Wachstumsexperiment auf dem Mond scheint geglückt, wie die Baumwollkeimlinge links im Bild zeigen.
Foto: APA/AFP/CHONGQING UNIVERSITY

Leben auf engstem Raum

"Dies ist das erste Mal, dass wir biologische Wachstumsexperimente auf der Mondoberflächge durchgeführt haben", erklärt der Leiter der Versuche Xie Gengxin. Entworfen haben das "Mini Lunar Biosphere"-Experiment Wissenschafter der Universität Chongqing: Es besteht aus einem rund 20 Zentimeter hohen und 17 Zentimeter breiten kübelartigen Behälter, in dem sich Luft, Wasser und ein Wachstumssubstrat befinden.

Dieses von einem Gitter überzogene Substrat war mit Samen von Baumwolle, Raps, Acker-Schmalwand und Kartoffeln sowie mit Eiern von Fruchtfliegen und Hefepilzen bestückt. Die nun präsentierten Aufnahmen zeigen, dass die Baumwolle sich offenbar ganz gut macht, während bei den anderen Pflanzen noch keine Keimung zu beobachten ist.

In einem solchen Behälter wächst derzeit die Mondbaumwolle heran.
Foto: Chongqing University

Nahrung aus dem All

Es ist freilich nicht das erste Mal, dass es im Weltraum grünt: Erste Wachstumsexperimente waren bereits 1982 auf der sowjetischen Salyut-7-Raumstation durchgeführt worden. Zuletzt ließen sich im Jahr 2015 amerikanische Astronauten im All roten Romanasalat schmecken, der auf der ISS gezogen worden war. Die russischen Besatzungsmitglieder zehren sogar schon seit 2003 von Weltraumgemüse.

Versuche wie diese dienen unter anderem dazu, langfristige Missionen im All, auf dem Mond und vielleicht auch auf dem Mars zum Teil auch durch selbstgezüchtete Lebensmittel zu versorgen. Auf ähnlich hilfreiche Erkenntnisse hoffen auch Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit ihren Eu:CROPIS-Kleinsatelliten. Diese Experimente sollen beweisen, dass menschlicher Urin auch unter Bedingungen jenseits der Erde als Pflanzendünger nützlich ist.

Die Chang'e-4-Landeeinheit, aufgenommen vom Mondrover Yutu 2.
Illustr.: CNSA

Raumfahrt-Geschichte

Mit der Landung von Chang'e 4 hat China am 3. Jänner Raumfahrt-Geschichte geschrieben. Es war das erste Mal, dass eine Sonde auf der von der Erde abgewandten Seite des Mondes aufsetzte. Die unbemannte Sonde landete im Von-Kármán-Krater im Südpol-Aitken-Becken.

Chinesische Experten hatten die Change 4-Mission im Vorfeld als sehr anspruchsvoll bezeichnet. Als Hürde galt die reibungslose Kommunikation mit der Erde, weil auf der Rückseite des Mondes keine direkte Funkverbindung aufgebaut werden kann. Deshalb brachten die Chinesen bereits im Mai den Übertragungssatelliten Queqiao (Brücke der Elstern) in Position, um Signale aus dem Funkschatten zu senden.

Geplant sind nun unter anderem Experimente mit niedrigen Radiofrequenzen. Ohne die Erdatmosphäre und andere Störungen können Astronomen in der Stille des Alls besser Signale auffangen und hoffen auf neue Erkenntnisse über die Entstehung der Sterne. (tberg, red, 15.1.2019)