Der zentrale erhaltene Werkteil des 1944 im NS-Vernichtungslager Auschwitz durch Giftgas ermordeten österreichischen Komponisten Viktor Ullmann beschwört die Unbeugsamkeit des Lebenswillens. Nicht erst im Ghetto von Theresienstadt hat der ehemalige Schönberg-Schüler seine auch musikalisch ganz eigenständige Antwort auf politische Gewalttätigkeit entwickelt, sondern schon im Ersten Weltkrieg als Zeuge des Giftgaseinsatzes der k. u. k. Armee 1917 im Oberen Isonzotal.

Anlässlich des im Oktober anstehenden 75. Todestages Viktor Ullmanns beginnt heute Abend in der Neue Bühne Villach ein viertägiges Viktor-Ullmann-Festival. Auf dem dichten Programm, mit dem Arbos – Gesellschaft für Musik und Theater – bis Samstag an der Drau gastiert, stehen zwei Opern in der jeweiligen Originalversion, zwei Konzerte, ein Liederabend, eine Ausstellung und vier Buchpräsentationen.

Puppentheater

Den Beginn des künstlerischen Programmteils macht heute die Kammeroper Der Kaiser von Atlantis oder die Tod-Verweigerung. Die Neuinszenierung als Puppentheater stammt von Herbert Gantschacher. Puppen und Kostüme hat Burgis Paier entworfen. Als Stimmen fungieren Rita Hatzmann und Markus Rupert.

Nach den Liedern im Krieg am Donnerstag, dem Frontkonzert und dem Kriegswaisenkonzert am Freitag – allesamt frühe Kompositionen, die von den Erlebnissen im Ersten Weltkrieg geprägt sind –, folgt am Samstag eine Aufführung des Melodrams Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke.

Die Liebe rebelliert

Wie sich der Kaiser von Atlantis in seinem aberwitzigen Bestreben, dass sich seine Untertanen bis zum letzten Blutstropfen gegenseitig hinmetzeln sollen, mit dem Tod anlegt, der daraufhin in den Streik tritt, streikt auch der Cornet Christoph Rilke im Einsatz gegen den angerückten Feind, solange ihn – im Schloss und in den Armen der Gräfin – das pulsierende Leben mehr interessiert. Der Tod verweigert sich dem Diktat der Macht, und die Liebe rebelliert gegen den Krieg. (elce, 15.1.2019)