Orbán-Plakat: "Abstimmung über den Soros-Plan"

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Budapest – "Der Fidesz-Kampagnenberater packte aus" – titelten ungarische Medien am heutigen Dienstag. Denn George Birnbaum, engster Mitarbeiter des inzwischen verstorbenen Arthur Finkelstein, berichte in dem Schweizer Blatt "Das Magazin" unter der Überschrift "Der böse Jude", wie sie im Auftrage der ungarischen rechtskonservativen Regierungspartei Fidesz die Kampagne gegen George Soros (ungarischstämmiger US-Miliardär) aufbauten und wie Soros zur "Wunderwaffe" von Fidesz wurde.

Als der ungarische Ex-Premier Viktor Orbán 2008 erneut an die Macht wollte, kamen Finkelstein und Birnbaum ins Spiel, heißt es in dem Artikel. Hilfe erhielt Orbán von seinem "alten Freund Benjamin Netanyahu", der seine beiden Mitarbeiter an Orbán vermittelte. Erste Hilfe leisteten sie 2008 bei einem Referendum, das Fidesz gewann und sich damit für die Parlamentswahlen 2010 gut positionierte. Dabei seien die regierenden Sozialisten nach "Finkelsteins Patentrezept" überrollt worden.

"Monster George Soros"

Finkelsteins Formel forderte, dass jede erfolgreiche Kampagne einen Gegner braucht. Dabei waren weder die Sozialisten noch die rechtsradikale Jobbik-Partei dafür geeignete, betonte Birnbaum. Es bedurfte einer konkreten Person, gegen die die Wähler aufgehetzt werden konnten. Vor diesem Hintergrund hätte Finkelstein seine "geniale Idee" gehabt, den US-Milliardär George Soros zum neuen Feindbild zu machen. "In diesem Moment wird das Monster George Soros geboren", heißt es in dem Artikel. Ein Multimilliardär, so mächtig und weltweit vernetzt, dass sich die ganze Nation hinter Orbán versammeln müsste, um ihn zu besiegen. Der Artikel erinnerte weiter zugleich an Soros als an einen "alten Mann", der in Ungarn als Mäzen und Helfer bekannt ist. Auch Orbán habe zu den Begünstigten gehört und mit Soros-Hilfe in Oxford studiert.

In Soros hatte Finkelstein seinen idealen Gegner gefunden. "Der perfekte Gegner ist einer, den du wieder und wieder schlägst, und der nie zurück schlägt, erklärte Birnbaum. Das "Produkt" Soros habe sich allein vermarktet, sei um die Welt gewandert.

Verschwörungstheorien

Die Anti-Soros-Kampagne sei für Orbán sowohl innen- als auch außenpolitisch sinnvoll gewesen, gepaart mit Verschwörungstheorien, nach denen Soros Millionen Migranten nach Europa holen wolle.

Zwei jüdische Politberater machten einen Juden zum Ziel einer Kampagne mit antisemitischen Zügen, heißt es in dem Blatt. Was Finkelstein und Birnbaum produziert hätten, knüpfe direkt an eines der ältesten antisemitischen Sujets der westlichen Geschichte an: der böse, geldgierige Jude, der die Welt beherrschen will. Birnbaum dementierte: bei der Kampagne habe es sich um ein "rein ideologische Projekt" gehandelt. "Als wir die Kampagne planten, dachten wir keine Sekunde daran, dass Soros Jude ist", erklärte Birnbaum in "Das Magazin". (APA, 15.1.2018)