432 Abgeordnete stimmten gegen ...

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... Mays Deal, lediglich 202 waren dafür.

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Die Niederlage war verdient. Bis zur letzten Minute hat die britische Premierministerin das Interesse ihrer konservativen Partei über das Interesse des Landes gestellt. Anstatt nach dem Brexit-Referendum im Sommer 2016, spätestens aber nach der Wahl 2017 auf die Oppositionsparteien und andere gesellschaftliche Gruppen zuzugehen, hat Theresa May stur an ihrem ursprünglichen Plan für einen harten Brexit festgehalten.

Dafür holte sie sich dessen Propagandisten ins Kabinett – englische Nationalisten wie David Davis, selbstverliebte Spieler wie Boris Johnson. Als die Realität, insbesondere die vertrackte Situation in Irland, eine Aufweichung der Pläne notwendig machte, gingen die Ultras prompt von Bord. Aber anstatt sie mit ihrer Verantwortungslosigkeit zu konfrontieren, versuchte die Premierministerin immer weiter, sich bei den eingeschworenen EU-Feinden in ihrer eigenen Partei einzuschmeicheln – ohne Erfolg.

Wohl des Landes

Am Ende stand die hölzerne 62-Jährige mit ihrer an Autismus grenzenden Kontaktschwäche beinahe allein da. Nach der brutalen Abfuhr für ihr Austrittspaket muss May endlich das Wohl des Landes voranstellen – oder den Weg für jemanden wie beispielsweise ihren Vizepremier David Lidington freimachen, der eine überparteiliche Lösung in die Wege leiten kann. Diese liegt auf der Hand. Großbritannien bleibt in der Zollunion, Nordirland erhält zusätzlich engbegrenzten Zugang zum Binnenmarkt, wie in der Auffanglösung vorgesehen. Dafür gäbe es eine Mehrheit im Unterhaus, anders als für Mays traurige Bemühungen. (Sebastian Borger, 15.1.2019)