Die Lawine überlebt, und dennoch stecken sie weiter fest: Menschen in "rand:ständig".

Foto: Petra Moser

Die Wetterbedingungen für dieses Theaterstück könnten nicht besser sein. Martin Plattners uraufzuführendes Stück rand:ständig spielt im Kegel einer abgegangenen Lawine. Von diesen gibt es aufgrund der unmäßigen alpinen Schneemengen derzeit überdurchschnittlich viele.

Und während den Boulevardmedien in Bezug auf die selbstverschuldet Verschütteten ("Lawinenidioten") allmählich der Geduldsfaden reißt, geht es in Plattners Text um eine Handvoll Menschen, die keine Skifahrer sind und trotzdem eingesperrt unter den Schneemassen zu liegen kommen.

Diese Schneemassen sind metaphorisch zu lesen als Enge – sozial, wirtschaftlich oder gesinnungstechnisch – und bieten dem Theater eine hervorragende Steilvorlage, nicht nur als Bühnenbild. Tanja Regele, bisher Regieassistentin am Landestheater Linz, stellt hiermit ihre erste eigenständige Arbeit am Haus vor. Uraufführung ist am Freitag (18. 1.) in der Studiobühne an der Promenade. Es spielen Johanna Orsini-Rosenberg, Ines Schiller, Tim Weckenbrock, Judith Mahler und Julian Sigl.

Individuelles Engegefühl

Martin Plattner, 1975 in Zams geboren und im Pitztal aufgewachsen, ist in dieser Spielzeit Thomas-Bernhard-Stipendiat am Landestheater. Mit seinen vorangegangenen Werken, dem Kammerspiel Maultasch und dem Stück Antimortina, hat er bereits Preise gewonnen. Jede der hier unfreiwillig versammelten Figuren trägt ihr eigenes Engegefühl mit sich: die von Angst begleitete Frühpensionistin, die Kopftuchträgerin, der alkoholkranke Schwule, die suizidale Skischülerin.

Plattner selbst beschreibt es als Stück über Entsolidarisierung, über Vereinzelung und die heute schwach gewordenen Kräfte, die dagegenwirken könnten. Weil wir heute antisolidarisch sozialisiert werden. (afze, 16.1.2019)