Innsbruck wird Kaisermühlen und hat bald seinen eigenen 5er.

Foto: IVB/Gerhard Berger

Innsbruck – Für Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne) ist Weihnachten heuer schon früher: "Kinder freuen sich auf den 24. Dezember, ich mich auf den 25. Jänner." Denn an diesem Tag werden die beiden neuen Straßenbahnlinien 2 und 5 offiziell in Betrieb genommen, die auf der Hauptverkehrsachse zwischen Technik sowie Peerhofsiedlung im Westen und dem Olympischen Dorf im Osten verkehren werden. "Das ist ein Meilenstein für Innsbruck", ist Willi überzeugt.

Mehr Platz als im Bus

Die neuen Linien 2 und 5 werden die bisher auf der Strecke verkehrende Buslinie O ersetzen. Das sei vor allem deshalb von Bedeutung, weil die Tramlinien neben mehr Komfort für die Fahrgäste auch rund 45 Prozent mehr Beförderungskapazität bringen. Jede Tram könne allein 50 Personen mehr befördern als einer der bisher auf der Route verkehrenden Gelenkbusse. "In den Stoßzeiten werden wir zwei Tramgarnituren zusammenhängen und so mit nur einer Fahrt 320 Passagiere befördern können", sagt der Geschäftsführer der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) Martin Baltes.

Die neue Linie 2 wird künftig im 7,5-Minutentakt zwischen der Josef-Kerschbaumer-Straße und der Peerhofsiedlung oder Technik-West verkehren. Sie wird im Stadtzentrum über die Museumstraße führen. Die Linie 5 bedient wiederum den Hauptbahnhof und fährt im 15-Minuten-Takt von der Schützenstraße im Olympischen Dorf bis Technik-West.

Felipe: "Zukunftsweisende Infrastruktur"

Den Ausbau des Straßenbahnnetzes haben sich Stadt Innsbruck und Land Tirol bisher insgesamt 290 Millionen Euro kosten lassen. Und bis 2023 werde noch einiges dazukommen, wie Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) erklärt. Denn das Tram-Netz wird bis dahin noch im Rahmen des Regionalbahnprojekts im Westen bis Völs und im Osten bis zum Bahnhof Rum erweitert.

Dieser Ausbau soll vor allem Pendlern zugutekommen, die dann via S-Bahn direkten Anschluss an die Tram haben, ohne dazu bis zum Hauptbahnhof fahren zu müssen. Für diese Investitionen in "zukunftsweisende Infrastruktur" – für den Anschluss nach Rum werden 15 bis 20 Millionen Euro veranschlagt, für den nach Völs laufen noch die Planungen – will Felipe dann auch den Bund in Person von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) in die Pflicht nehmen.

FPÖ kritisiert Kosten

Hinsichtlich der Kosten kam in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik von der Innsbrucker FPÖ. Stadtparteichef Rudi Federspiel befürchtet hinter dem Tramausbau, den er zwar grundsätzlich befürworte, erneut Misswirtschaft: "Das ist wie beim Patscherkofel, der Stadtbibliothek oder dem Haus der Musik. Man baut, ohne auf die Ausgaben zu achten." Dass die Tram, wie IVB-Chef Baltes sagt, derzeit sogar 50 Millionen Euro unter den veranschlagten Kosten liege, hält Federspiel für einen Bluff: "Man hat nicht gespart, sondern gewisse Sachen wurden einfach nicht umgesetzt."

Den über 67 Millionen Fahrgäste, die jährlich die IVB nutzen, werden die neuen Linien erst im Jahresverlauf 2019 voll zur Verfügung stehen. Wegen Lieferschwierigkeiten kamen bisher nur sechs Tramgarnituren in Innsbruck an. Diesen Engpass werde man vorerst mit Bussen überbrücken. (Steffen Arora, 17.1.2019)