Bregenz/Hard – Auf der Bregenzer Seebühne ist bisher noch nicht viel von der bunten Opernwelt zu erahnen, die dort in sechs Monaten aufblühen wird. Wo im Sommer "Rigoletto" geschmettert wird, dominierten am Freitag Kräne das Bild. Doch der Bühnenaufbau ist seit Monaten in vollem Gange. Am Freitag bot das Festival in Hard (Bez. Bregenz) einen Einblick in den Kulissenbau. Herzstück ist ein riesiges Clowngesicht.

Stückweise öffentliche Enthüllung gehört zur Inszenierung

Um die Gestaltung des neuen Szenenbilds für die Seeoper machen die Bregenzer Festspiele stets ein großes Geheimnis, die stückweise öffentliche Enthüllung gehört bereits zur Inszenierung. Das Werbemotiv mit einer Collage aus Zirkuszelt, Fähnchen und Clown "könnte jedenfalls einen fantasievollen Hinweis auf das Bühnenbild-Aussehen darstellen", hieß es. 2019/20 wird das Festival die Besucher mit "Rigoletto" also wohl in eine Art Zirkusarena einladen. Das zumindest lässt der 35 Tonnen schwere Clownkopf vermuten, der derzeit gemeinsam mit zwei – teilweise sehr beweglichen – Händen aus Stahl, Holz, Styropor und Putz in den Hallen eines Harder Stahlbauunternehmens entsteht. Samt Unterkonstruktion wird er 140 Tonnen wiegen.

Bis zu 13 Personen finden im "Rigoletto"-Kopf Platz

Vom Unterkiefer bis zur Schädeldecke misst der "Rigoletto"-Kopf mit einer angedeuteten Holzbretterstruktur rund 13,5 Meter, allein die noch leeren Augenhöhlen haben einen Durchmesser von 2,70 Meter. Bis zu 13 Personen sollten im Bühnenkopf Platz finden, verrieten die Verantwortlichen am Freitag in der Produktionsstätte. Die sogenannte "Hand Lindau" werde rund 11,5 Meter hoch, herausragende Kabel ließen erahnen, dass sie am Ende recht beweglich sein dürfte. Insgesamt sind am Bau des Bühnenbilds rund 40 Firmen beteiligt.

Ende Jänner werde sich zunächst die rechte Hand per Lkw auf den Weg an den See machen, eine Woche später sollte die zweite folgen. Das Clowngesicht werde in vier Teile zerlegt zunächst zu Land per Sondertransport an den See nach Fußach gebracht, wo es dann per Schiff zur Seebühne transportiert werde. Erste Ideen zum Bühnenbild gab es im August 2016, im weiteren Verlauf kamen auch 3D-Simulationen zum Einsatz. "Ein verführerisches Spielzeug, bei dem es immer wieder den Reality Check braucht", so Ausstattungsleiterin Susanna Boehm. Baustart für das rund 8 Mio. Euro teure Bühnenbild war Anfang Herbst.

Faszinierende Vielgestaltigkeit der Figur

"Es geht Schritt für Schritt in Richtung lebendige Aufführung", so Intendantin Elisabeth Sobotka, die an "Rigoletto" vor allem die Vielgestaltigkeit der Figur faszinierte. Bühnenbildner und Regisseur Philipp Stölzl habe sich "aus dem Stück heraus für ein Bühnenbild entschieden". Etwas, das zunächst nur in den Köpfen existierte, nun in ästhetischer Weise und in dieser Größe umgesetzt zu sehen, "das elektrisiert mich". Technikdirektor Wolfgang Urstadt, für die Koordination der Gewerke zuständig, räumte angesichts der Komplexität der Kulisse hinsichtlich Dimension, Materialauswahl und Technik scherzhaft ein: "Manchmal wussten wir nicht, wo uns der Kopf steht."

Richtfest für Bühnenbild Anfang April

Auf die Frage, wie sich ein 1:100 Modell in die benötigten Dimensionen umsetzen lasse, erklärte Kascheur Frank Schulze, nach dem Okay für die Bauproben müsse man "der Erfahrung vertrauen und einfach machen". Gerade den gewünschten Ausdruck im Gesicht zu erhalten, sei aber eine Herausforderung. Schließlich werde alles in Einzelteilen gefertigt. Den Aufbau des Bühnenbilds kann man übrigens per Webcam auf der Homepage der Bregenzer Festspiele mitverfolgen. Das Richtfest soll voraussichtlich Anfang April stattfinden.

Insgesamt 26 Mal wird die Verdi-Oper in der Inszenierung von Philipp Stölzl am Bregenzer Seeufer gespielt. Premiere feiert das 1851 entstandene Stück mit der bekannten Arie "La donna è mobile" am 17. Juli. Bereits rund 50 Prozent der Tickets seien gebucht, so die Bregenzer Festspiele. (APA, 18. 1. 2019)