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Die Buchpräsentation hat Otto Stark nicht mehr erlebt. Da war der Schauspieler und Kabarettist bereits gestorben. Ein letztes Dokument des in Ostberlin lebenden, aus Wien stammenden Theaterdirektors kommt nun mit dem Buch Unfassbare Wunder an die Öffentlichkeit. Stark erzählt vom "Kindertransport", der ihn mit 16 im Juli 1939 ins rettende Großbritannien führte. Seinen neunjährigen Bruder sollte der spätere Direktor des Kabaretts Distel in der DDR ebenso wenig wiedersehen wie seine Eltern. Als Flüchtlinge gesucht wurden, die in die Karibik, nach Kanada oder Australien verschickt werden sollten, hatte Stark ein weiteres Mal großes Glück. Eines der Schiffe wurde torpediert, und die Flüchtlinge "ersoffen wie die Ratten", wie der Sohn eines Hutmachers aus Ottakring wortgewaltig schildert.

Stark hatte sich jünger gemacht, als er tatsächlich war, durfte in der Nähe von Oxford bleiben. Zu Weihnachten 1940, nach seiner Entlassung aus der Internierung auf der Isle of Man, kam Stark nach London, wo er im "Austria Center" Künstler wie Erich Fried und Otto Tausig kennenlernte – und sein im Stegreiftheater erprobtes schauspielerisches Talent im Londoner Exiltheater "Laterndl" zeigte.

In Wien, wo er 1948 die Schauspielprüfung am Theater an der Wien absolvierte, hielt es ihn nicht lange. Er ging nach Dresden zum Staatsschauspiel – "dort waren zwar auch Nazis, aber die kennst du nicht. In Wien kennst du sie." Das sei auch der Unterschied zum österreichischen Antisemitismus. "In Deutschland versucht man nicht die Schuld, die große Schuld, die man hat, abzuladen." Das Gespräch mit Stark ist eines von 24, die die frühere STANDARD-Chefredakteurin und jetzige Israel-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung, Alexandra Föderl-Schmid, mit Holocaust-Überlebenden aufgezeichnet hat. Marko Feingold und Arik Brauer geben ebenso Zeugnis wie Charlotte Knobloch. (Luise Ungerboeck, 21.1.2019)