Zebrastreifen als Tarnung? Allenfalls gegenüber blutsaugenden Insekten, meinen Wissenschafter.

Foto: Bergmayr

Warum haben Zebras Streifen? Noch vor wenigen Jahren waren sich Wissenschafter sicher, dass das charakteristische Muster den afrikanischen Pferdeverwandten einen Vorteil gegenüber ihren Fressfeinden verschafft. Zwei Effekte, der Stroboskopeffekt und die Barber-Pole-Illusion, würden es Löwen und Hyänen schwer machen, einzelne Individuen in einer Zebraherde auszumachen, hieß es. 2015 jedoch wiesen Forscher der Universität Cambridge nach, dass sich mit den Streifen keinerlei lebensrettende Tarnwirkung erzielen lässt.

Eine andere Theorie besagt, dass das Muster der Temperaturregulierung dienen könnten: US-Wissenschafter fanden ebenfalls 2015 einen Zusammenhang zwischen der Klimazone, in der die Zebras leben, und der jeweiligen Streifenzeichnung. Im vergangenen Juli haben schwedische Forscher jedoch auch den kühlenden Effekt des Streifenmusters im Experiment widerlegt.

Schutz vor Blutsaugern

Mittlerweile neigen die meisten Wissenschafter zu der Annahme, dass die Zebrastreifen dabei helfen, lästige Insekten, insbesondere die Tsetsefliegen, abzuwehren. Untersuchungen konnten zeigen, dass die optische Wahrnehmung der Insekten die Zebrakörper in Teilflächen auflöst, die sie weitgehend zu ignorieren scheinen.

Eine nun erschienene Studie untermauert diese Beobachtungen: Offenbar profitieren nämlich auch indigene Völker in Afrika, Australien und Papua-Neuguinea von der Schutzwirkung gegen Insekten, die von Hell-dunkel-Kontrasten ausgeht. Die Untersuchung von ungarischen und schwedischen Forschern zeigte, dass traditionelle Körperbemalungen den positiven Nebeneffekt hat, für bestimmte Insekten unattraktiv zu sein. Das gilt allerdings nur für solche Blutsauger, die auf optische Reize reagieren, wie die Wissenschafter im Fachmagazin "Royal Society Open Science" berichten.

Gestreifte Figuren

Das Team um Gábor Horváth von der ungarischen Eötvös-Loránd-Universität hatte einige Jahre zuvor bereits gezeigt, dass gestreifte Pferde weit weniger häufig Ziel bestimmter Blutsauger sind als einfarbige Tiere – wofür sie unter anderem mit dem Ig-Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Diesmal verglichen die Forscher, wie anziehend drei lebensgroße, mit Kleber bestrichene Plastikpuppen mit unterschiedlichen Bemalungen für Pferdebremsen waren.

Das gestreifte Menschenmodell zog dabei signifikant die wenigsten Bremsen an. Auf dem dunkelbraunen Modell klebten am Ende des Experiments etwa zehnmal so viele, auf dem beigen doppelt so viele Insekten wie auf dem gestreiften.

In unseren Breitengraden würde eine solche Körperbemalungsstrategie gegen lästige Blutsauger vermutlich trotzdem wenig bringen. "Der Mensch ist hier nicht das Hauptziel der Bremsen. Außerdem orientieren sich insbesondere Stechmücken kaum mit ihren Augen, sondern mit dem Geruchssinn", erklärt Andreas Krüger, Experte für Insektenkunde beim Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg. Bremsen seien in unserer Region eher ein veterinärmedizinisches Problem. "Man könnte also aus jedem Pferd ein Zebra machen." (red, APA, 22.1.2019)