Herbert Kickl hat sich bekanntlich für den Job des Innenminister entschieden. Am Dienstag hat er erneut sein Kriegsbeil ausgegraben, um das Land in zwei Teile zu spalten: in die, die noch bei Trost sind, und jene politischen Luftikusse, die Menschenrechte prinzipiell für eine unnötige Sentimentalität halten (wär doch interessant, wenn man lästige Afghanen und Syrer im rechtsfreien Raum zum Krüppel foltern könnte). Der kleine Kärntner erweist sich abermals als der große österreichische Aufgansler. Als Spalter, von dem man befürchten muss, dass er sich in letzter Konsequenz einmal selbst in der Mitte entzweireißen wird wie weiland Rumpelstilzchen.

Die Frage ist nur, warum er das tut. Warum baut jemand seine Laufbahn ausschließlich auf bösen Reimen auf? Warum liegt ihm so daran, etwaig vorhandene Charaktereigenschaften wie Großzügigkeit, Gemeinsinn oder Menschenfreundlichkeit jahrzehntelang penibelst vor der Öffentlichkeit zu verbergen?

Schierer Hass auf Österreich kann es nicht sein, dazu war das Land zu gut zu ihm. Wo sonst käme ein Studienabbrecher mit dubiosen weltanschaulichen Identifikationen in höchste Regierungsämter, wo sonst sahnte er jeden Monat 15.000 Euro plus ab? Warum lässt er nicht den Herrgott einen guten Mann sein, setzt sich am Abend hin, trinkt sein Glas Rotwein, freut sich des Lebens? Warum diese Verbohrtheit, der Drang, alles zu spalten und kurz und klein zu schlagen?

Nein, Herbert Kickls Verhalten wirkt wie ein verzweifelter Schrei nach Liebe. Da muss etwas passiert sein, da muss ein ungeheurer Mangel danach rufen, unter billigem Zynismus versteckt und kompensiert zu werden.

Wir bräuchten ein paar gute Menschen, die sich um Kickl kümmern. Ihm ein schönes Fichtennadelschaumbad bereiten, die mörderischen Spannungen aus den Schultern massieren. Ihm zärtlich den Dreitagebart streicheln, den steinharten Charakterpanzer lockern, das schmächtige Körperchen ölen und salben, ihm einen Kuss auf die Stirn geben und sanft ins Ohr flüstern: "Es ist nicht alles böse, Herbert, es gibt auch Gutes." Ja, sogar in diesem vermeintlich verkommenen Land namens "Österreich". (Christoph Winder, Album, 27.1.2019)