Sonja Klima.

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Nachrichten aus der Rossknödelbranche nahmen um das vorige Wochenende größere Teile der medialen Berichterstattung in Anspruch. Da der Bundeskanzler nicht alles selber machen kann, fügte er per Gedankenübertragung an das völlig unabhängige Entscheidungsgremium im Landwirtschaftsministerium zusammen, was zusammen gehört, nämlich Charity und Equitation, woraus sich zwangsläufig Sonja Klima wie ein Phönix aus dem Stallmist der Lipizzaner erhob. Was die amtliche "Wiener Zeitung" leicht unbotmäßig unter dem Titel Schlechtes Klima in der Hofreitschule vermeldete, als ob dem Land das schlechte Umweltklima nicht schon genug zu schaffen machte. Dem Institut angemessen kam es im Gefolge der Personalentscheidung zu einigen Kapriolen ob der Frage, wie weit politischer Postenschacher der klassischen Reitkunst zum Segen gereichen könnte, mitgedacht eine Umfärbung der Lipizzaner von weiß auf türkis, gekrönt von der Rücktrittscourbette des unheilbar schwarzen Ex-Wirtschaftsministers Martin Bartenstein.

"Staatlich subventionierte Tierquälerei"

In der allgemeinen Sorge um das hippologische Kulturerbe Österreichs war es ausgerechnet "Die Presse", die ihrer Kolumnistin Andrea Schurian einen geradezu herostratischen Ausritt gegen den Leberkästempel in der Hofburg gestattete. Freilich könnte man im 21. Jahrhundert auch tabubrüchig darüber nachdenken, ob es denn tatsächlich hohe Reitkunst oder doch eher staatlich subventionierte Tierquälerei ist, wenn Pferde nur dafür gezüchtet werden, um auf Hinterbeinen zu tänzeln oder Pirouetten zu drehen. Woran sich die für viele "Presse"-Leserinnen und -Leser vermutlich beklagenswerte Neuigkeit schloss: Schließlich hat sich die Welt in den mehr als vier Jahrhunderten seit der Gründung der Hofreitschule weiterentwickelt, ebenso das Bewusstsein für artgerechte Tierhaltung.

Ob eine AMS-finanzierte Umschulung der Lipizzaner von Pirouetten auf Fiaker den Grundsätzen einer artgerechten Tierhaltung besser entspräche, darf bezweifelt werden. Insofern geht Schurians tabubrüchige Forderung nach Bewusstseinsveränderung ins Leere. Die neue Tierhalterin erklärte der "Kronen Zeitung" jedenfalls zu ihrer Bestallung "Verstehe den Wirbel nicht!", den sie am selben Tag in "Österreich" schon vorausgeahnt haben will, als ihr der Traumjob angeboten wurde. "Oh Gott, nein, das mache ich nicht!", weil ich natürlich weiß, was da auf mich zukommt und noch zukommen wird.

Keine guten Kontakte zu den Straches

Wäre sie der ersten Ahnung gefolgt, könnte Martin Bartenstein heute noch als Aufsichtsrat der Hofreitschule über die klassische Reitkunst wachen. Die FPÖ, deren Innenminister sich Pferde am liebsten unter den Amtsgesäßen von Polizisten – Oida! – vorstellt, wollte mit der Angelegenheit nichts zu tun haben. Sie wies, wieder laut "Wiener Zeitung", Unterstellungen, wonach "gute Kontakte" von Sonja Klima zu Philippa Strache eine Rolle gespielt hätten, als "völlig absurd" zurück. Vizekanzler Heinz-Christian Strache und seine Ehefrau kennen Sonja Klima weder persönlich, noch sind sie mit ihr befreundet.

Das unterscheidet sie bei aller sonstigen Übereinstimmung ausnahmsweise von Michael Jeannée, der Frau Klima postete, von allen Kanzlergattinnen, die ich von Berufs wegen kennenlernen durfte, waren Sie mir am sympathischsten, weil bekennende Hunde- und Pferdenärrin. Solche Qualitätskriterien für Kanzlergattinnen zu erstellen, sollte aber nur dazu dienen, eine Dame abzuwerten, die sich an einem anderen österreichischen Nationalsymbol zu vergehen im Begriff ist. Maria Großbauer als Opernball-Chefin hat sich nämlich für das heurige Staatsgewalze ein "Tattoo-Studio" einfallen lassen, wo sich während des Balls Reich und Schön in Frack & Abendkleid abwaschbaren Tätowierungen unterziehen können. Der Großbauer-Opernball ist damit in der Vorstadt angekommen.

Verwechslung?

Vielleicht ist den für die Besetzung unserer Nationalheiligtümer zuständigen Drahtziehern nur eine Verwechslung unterlaufen, und der eigentliche Plan war, Sonja Klima zur Opernball-Chefin zu machen, die als bekennende Hunde- und Pferdenärrin die Lipizzaner mit der Balleröffnung beauftragt, während Maria Großbauer, deren Talente als bekennende Hunde- und Pferdenärrin ungewürdigt bleiben, in der Hofburg dafür sorgt, dass die klassische Reitkunst mit abwaschbaren Tätowierungen auf lipizzanischen Hinterteilen hochgehalten wird. Es muss einen Grund geben, warum Strache nichts mit der Sache zu tun haben will. (Günter Traxler, 26.1.2019)