Auchenberg plädiert dafür, dass Mozilla auch auf Chromium umsteigt.

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Wenige Jahre nach dem Start von Windows 10 hat Microsoft sich mit der Realität des Browser-Markts abgefunden. Während die Nutzerzahlen des Internet Explorer weiter fielen, konnte sich auch dessen Nachfolger Edge nicht durchsetzen. Als Konsequenz wird dieser zwar nicht eingestampft, bekommt aber eine neue technische Basis. Künftig setzt man statt Edge HTML auf Chromium, auf dem auch Googles Chrome fußt.

Ein Schritt, den auch Kenneth Auchenberg verficht. Er ist ein Projektmanager, der in Microsofts Hauptquartier in Redmond arbeitet. Nun hat er auch Ratschläge an Mozilla parat. Die kommen allerdings nicht besonders gut an, dokumentiert "Winfuture".

Auchenberg reagiert etwas verspätet auf ein Posting der Mozilla-Stiftung, die hinter der Entwicklung des Firefox-Browsers steht. Mit dem Umstieg auf Chromium erhalte Google dank Microsoft noch mehr Kontrolle über das "Onlineleben vieler Menschen", heißt es in dem Beitrag aus dem Dezember. Google sei in vielen Bereichen quasi ein Monopolist geworden. Man selbst entwickle Firefox nicht aus Geschäftsinteressen, sondern für die "Gesundheit des Internets".

Vergleich mit Internet Explorer 6

Eine Argumentation, die beim Microsoft-Entwickler nicht auf Gegenliebe stößt. Er empfiehlt den Mozilla-Entwickler, zu Chromium beizutragen, statt "ein Paralleluniversum aufzubauen, das von weniger als fünf Prozent" der Nutzer verwendet werde. Es sei Zeit, aus dem "philosophischen Elfenbeinturm" herauszukommen. Seine Zahlenangabe ist dabei allerdings hinterfragenswert. Statcounter und Netmarketshare weisen Firefox am Desktop einen Marktanteil von etwa zehn Prozent aus.

Kritik bekommt er etwa vom Entwickler Emilio Alvarez, der sowohl für Mozilla entwickelt als auch zum Chromium-Projekt beiträgt. Würden Browser alle auf die gleiche Basis aufsetzen, wäre das Web keine offene Plattform mehr und Innovation unmöglich, argumentiert er.

Ein anderer Entwickler, Seam Bamforth, erinnert an eine Zeit, in der es praktisch nur noch einen Webstandard gab. "Wir haben das schon einmal mit dem Internet Explorer 6 versucht, und die Nachteile waren schlimmer als die Vorteile", wirft er ein.

Ein weiterer Developer, Jeremy Keith, erklärt, dass auch viele Entwickler von Google Chrome der Ansicht seien, dass Diversität gut für das Internet und die Arbeit von Mozilla sehr wichtig sei.

Auchenberg legt nach

Auchenberg gibt sich allerdings nicht geschlagen. Das Web sei technologisch mittlerweile so komplex, dass es keinen Sinn mache, eine eigene Browserplattform zu entwickeln und anderen Firmen verbal Steine nachzuwerfen. Viel besser wäre es, wenn alle Browserentwickler an einer gemeinsamen Basis arbeiten und sich durch spezifische Anpassungen unterscheiden würden.

Auch dafür muss er allerdings Kritik einstecken. Dieser Logik folgend müsste doch jeder Onlinehändler seinen eigenen Shop zusperren und über Amazon verkaufen, kontert Keith mit einem drastischen Vergleich. Und jedes Entwicklungsprojekt für Content-Management-Systeme sei demnach besser beraten, bei Wordpress mitzuwirken. (red, 29.1.2018)