Josef Hübner ist gewiss ein Querulant, anstrengend, mit Meinungen, die man als roter Gewerkschafter so nicht artikulieren sollte – nicht in der Lautstärke, nicht in dem Tonfall. Hübner findet die Kürzung der Mindestsicherung für Flüchtlinge toll, dass Kanzler und Vizekanzler das durchsetzen, imponiert ihm. Das teilt er ihnen auch mit. Die "sozialromantische Schlaraffenlandpolitik" der eigenen Partei geht ihm hingegen auf die Nerven. Keine Frage, Hübner hat die Diktion der FPÖ übernommen.

Die sozialdemokratische Fraktion in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst hat ihn jetzt ausgeschlossen. Das ist der einfachste Weg, einen schwierigen Zeitgenossen loszuwerden. Anstatt sich mit ihm und seinen Argumenten auseinanderzusetzen, wird er zum politischen Feind erklärt und ausgegrenzt. Das wird ihm nicht dabei helfen, seine Meinung zu ändern. Eher im Gegenteil.

Es erfordert deutlich mehr Aufwand, sich mit unangenehmen Meinungen, die man nicht teilt, auseinanderzusetzen, als denjenigen, der sie vertritt, zur Seite zu schieben und zu einem Deppen zu erklären. Hübner ist mit Sicherheit nicht der einzige Rote und Gewerkschafter, der Flüchtlingen lieber etwas wegnehmen würde, als mit ihnen zu teilen. Die SPÖ wäre gut beraten, sich der Herausforderung zu stellen, ihre Position verständlich zu machen, anstatt abweichende Meinungen mit Ausschluss zu ahnden. Sonst könnten sich die roten Reihen empfindlich lichten. (Michael Völker, 29.1.2019)