St. Pölten will Europäische Kulturhauptstadt werden.

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St. Pölten / Brüssel / Dornbirn – Welche Stadt wird 2024 als dritter österreichischer Ausrichter nach Graz (2003) und Linz (2009) Kulturhauptstadt Europas? Am Mittwoch präsentieren sich drei Bewerber in Wien vor einer zwölfköpfigen EU-Expertenjury: St. Pölten, "Dornbirn plus" und das Salzkammergut mit Bad Ischl an der Spitze. Bereits am Donnerstag wird eine Shortlist bekanntgegeben, die Entscheidung fällt im November.

Internationale Jury

In der international besetzten Jury sitzen mit der Kulturmanagerin Sylvia Amann, Anja Hasenlechner, Gründerin der Agentur Hasenlechner Art Consult, sowie Dominik Nostitz-Rieneck (die beiden Letzteren als Nominierte des Bundeskanzleramts) auch drei Österreicher. Die mündliche Präsentation jeder Bewerberstadt ist auf 30 Minuten beschränkt, eine Frage-Antwort-Runde mit der Jury soll nicht länger als 45 Minuten dauern. In die nächste Runde kommen jene Bewerber, die Kriterien wie Nachhaltigkeit, Umsetzungsfähigkeit und Einbindung der Bevölkerung am besten erfüllen. Die in die engere Auswahl gekommenen Städte können in den kommenden Monaten ihre Konzepte konkretisieren und im November erneut der Jury präsentieren. Wer das Rennen macht, wird unmittelbar danach bekanntgegeben.

St. Pölten hat eine 60 Seiten starke Bewerbung abgegeben und will mit Kulturinvestitionen wie einem "Haus der Vermittlung von Kunst und kulturellen Kompetenzen an Kinder" oder der Nachnutzung von Voith-Halle und Glanzstoff-Areal "die Transformation St. Pöltens von der Industriestadt zur Kulturstadt spürbar machen", betont Geschäftsführer Michael Duscher. Das operative Betriebs- und Programmbudget 2020 bis 2025 soll rund 60 Millionen Euro betragen, dazu sollen rund 16,5 Millionen Euro in die Kulturinfrastruktur fließen.

Vorarlberg als "Mini-Europa"

Die Vorarlberger Städte Dornbirn, Feldkirch, Hohenems und der Bregenzerwald bewerben sich als "Dornbirn plus" gemeinsam. Die verantwortliche Kulturmanagerin Bettina Steindl sieht "Vorarlberg in ganz vielen Dingen als ein Mini-Europa": "Wir sind eine Modellregion für den europäischen Gedanken." Das eingereichte "Bid Book" trägt den Titel "Mutausbruch": "Mut zur Veränderung, Mut zum Handeln, Mut zur Vielfalt, Mut, über den Tellerrand hinauszuschauen. Das will die Kulturhauptstadt für Vorarlberg und die ganze Bodenseeregion erreichen", ist dort zu lesen. Beim Budget will man unter 30 Millionen Euro bleiben.

Die Bewerbung des Salzkammerguts mit rund 20 Gemeinden in Oberösterreich und der Steiermark hatte im Vorfeld mit zwei Handicaps zu kämpfen: Einerseits sind (ähnlich wie im Rheintal) mit Gmunden und den Wolfgangsee-Gemeinden einige Kommunen abgesprungen, andererseits hält Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) das veranschlagte Basisbudget von 21 Millionen Euro für unrealistisch. Dies könnte Gegenwind für die Bewerbung bedeuten, die auf Kultur als das "New Salt" setzt. "Dieses neue Salz ist eigentlich unsere Geschichte, die wir in der Bewerbung erzählen. Es soll ein offeneres, zeitgenössisches Kulturkammergut entstehen, das nicht mit verkitschten Themen wie der Kaiser in Bad Ischl im Historischen verhaftet bleibt", so Projektleiter Stefan Heinisch.

Allen drei Bewerbern gemeinsam ist, dass sie ihre Konzepte auch bei einem Ausscheiden weiterverfolgen wollen, nur ohne Kulturhauptstadt-Titel und wohl auch mit weniger Budget. Aber nicht nur Österreich ist auf der Suche. Die zweite "Kulturhauptstadt 2024" stellt Estland. Die dortige Shortlist ist seit Oktober bekannt. Die Entscheidung zwischen Narva und Tartu soll Ende August fallen. 2024 wird zudem auch eine Stadt aus dem Kreis der EU-Beitrittskandidaten und Efta/EWR-Länder den Titel Kulturhauptstadt Europas tragen. Hier sind seit November Bodo (Norwegen), Banja Luka und Mostar (beides Bosnien und Herzegowina) in der Auswahl. Die Entscheidung darüber ist für die zweite Septemberhälfte angekündigt. (APA, 30.1.2019)