Der gute alte Dachträger, im Bild ein Modell des Herstellers Thule, ist gerade bei höheren Autos nicht sehr benutzerfreundlich.

Foto: Thule / Ehrenberg Kommunikation

Der Anhängekupplungsfahrradträger, im Bild ein Modell der Firma Thule, erfreut sich großer Beliebtheit, ist aber die teuerste Variante.

Foto: Thule / Ehrenberg Kommunikation

Innsbruck – Nicht jeder hat den Trail oder Radweg vor der Haustür. Für solche und viele andere Fälle müssen auch Fahrräder bisweilen als Passagiere im oder am Auto mitfahren. DER STANDARD hat den ÖAMTC-Experten Steffan Kerbl befragt, was es dabei zu beachten gilt. Und so viel gleich vorweg: es ist vor allem eine Frage des Gewichts.

Dachträger – der Klassiker

Der klassische Radlträger ist jener am Dach. Es ist zugleich die meist günstigste Trägervariante, die schon ab etwa 100 Euro erhältlich ist. Grundvoraussetzung dafür ist eine Reling, an der er befestigt werden kann. Allerdings ist der Dachträger eine aussterbende Gattung. Grund dafür sind zwei Trends bei Autos und Fahrrädern, die dieser billigsten Trägerlösung zuwiderlaufen, wie Kerbl erklärt: "Bei den Rädern nimmt die Zahl der Pedelecs oder E-Bikes immer mehr zu, bei den Autos die der SUV."

Das heißt die Räder werden immer schwerer und die Autos immer höher. Liegt das Durchschnittsgewicht eines herkömmlichen Fahrrades bei etwa 15 Kilogramm, so kommen E-Bikes auf bis zu 25 Kilogramm, mitunter sogar mehr. Wer trotzdem am Dach transportieren will, kann sich die Plackerei mittels Lade- oder Hebehilfe erleichtern. Diese Klemmarme mit Gasfeder, die bei einigen Modellen um rund 70 Euro aufwärts auch nachrüstbar sind, helfen beim Hochhieven und sorgen zugleich dafür, dass die Reifen in der dafür vorgesehen Spurrinne stehen.

Dachlast beachten

Bei der Beladung des Daches gilt es aber unbedingt die Herstellerangaben des Kfz zu beachten, wie Kerbl erklärt: "Die maximale Dachlast liegt oft nur bei 50 Kilogramm. Das heißt ein Pedelec geht sich aus, zwei wohl nur mehr knapp." Um Gewicht zu sparen, kann man sich bei E-Bikes damit behelfen, die Akkus für den Transport auszubauen. Allerdings rät Kerbl in dem Fall dringend dazu, die Kontakte zur Stromübertragung am Bike abzudecken, um sie vor Verschmutzung zu schützen.

Großer Nachteil des Fahrradtransportes am Dach ist der Luftwiderstand, den die Radl verursachen. Das führt zu mehr Spritverbrauch. Zudem gilt es immer auf die Gesamthöhe des Fahrzeugs zu achten. Einmal ohne nachzudenken in die Tiefgarage eingefahren, schon ist das Malheur perfekt.

Heckklappenträger – der Schräge

Mittlerweile haben die Heck- dem Dachträger den Rang abgelaufen. Die Gründe dafür wurden schon eingangs erwähnt. Wer sein Radl hinten transportiert, kann zwischen zwei Varianten wählen: der Träger wird an der Heckklappe befestigt oder an der Anhängerkupplung.

Bye, bye Bike. Wichtig ist, das Transportgut stets gut zu sichern.
Atilla Papp

Bei Modellen, die direkt an der Heckklappe hängen, gilt es darauf zu achten, für welche Kfz sich welcher Träger eignet. Denn hier gibt es kaum Normen. Zudem gibt es für Busse mit Flügeltüren am Heck etwa eigene Träger. ÖAMTC-Experte Kerbl gibt bei solchen Heckklappenmodellen allerdings folgendes zu bedenken: "Diese Träger hängen praktisch an der Heckklappe. Die ist wiederum nur durch die Scharniere und das Schloss mit dem Auto verbunden. Die Last eines zusätzlichen Radlträgers wird von Autoherstellern nicht miteinberechnet."

Außerdem ist bei Autos mit elektrischer Heckklappe Vorsicht geboten. Denn der Elektromotor ist nicht auf das Zusatzgewicht eines beladenen Trägers ausgelegt und kann überlastet werden. Auch für Autos mit herkömmlicher Heckklappe bedeutet ein solcher Träger eine erhebliche Beeinträchtigung, wenn es darum geht, den Kofferraum zu öffnen.

Anhängekupplungsfahrradträger – der Teure

Die aktuell gängigste, aber auch mit Abstand teuerste Lösung ist der Heckträger, der direkt auf die Anhängekupplung montiert wird – auch genannt Anhängekupplungsfahrradträger (AHKF). Ein Wort, das nicht deutscher sein könnte. Doch anders als ihr Name vermuten lässt, bestechen diese Modelle durch die einfache Handhabung. Die Räder können ohne großen Aufwand geladen werden.

Die Krux ist der Preis. Während die Modelle der großen Hersteller mit 400 Euro aufwärts zu Buche schlagen, gibt es Billigteile aus dem Baumarkt schon ab 130 Euro. Allerdings ist hier Vorsicht geboten, denn Tests zeigen immer wieder, dass billig oft auch weniger sicher ist, vor allem im Fall eines Unfalls. Und wie der Name schon sagt, ist eine Anhängekupplung Voraussetzung für die Wahl eines AHKF.

Wer an seinem Kfz keine solche besitzt, kann sie nachrüsten lassen. Doch Kerbl bestätigt, dass das kein günstiges Unterfangen ist: "Das Nachrüsten mitsamt Träger kommt schon auf rund 1.000 Euro." Als Mehrwert einer solchen Aktion kann zumindest die Anhängekupplung gesehen werden, die man auch anderweitig nutzen kann.

Deichsellast beachten

Ein weiterer Vorteil des AHKF ist, dass die Kugelköpfe am Autoheck standardisiert sind. "Es ist wie ein USB-Anschluss. Da passt jedes Modell", erklärt Kerbl. Doch auch hier gilt es, das Gewicht zu beachten, denn jede Anhängekupplung hat eine maximale Deichsellast, die auf sie wirken darf. Die liegt in der Regel zwischen 50 und 70 Kilogramm. Nur manche große Pickups und ähnliche Gefährte können bis zu 120 Kilogramm stemmen. Rechnet man nun das Gewicht des AHKF selbst und das der zu transportierenden Räder zusammen, ist die Maximallast schnell erreicht.

Das ist laut Kerbl auch der Grund, warum es kaum noch Modelle für bis zu vier Räder gibt. Die meisten bieten Platz für drei oder nur zwei. Außerdem sollten gerade Mountainbiker der abfahrtsorientierten Gattung auf den Radstand ihrer Rösser achten. Denn grundsätzlich gelten die Außenspiegel des Autos als Richtwert für die zulässige Maximalbreite. Selbiges gilt natürlich auch für Heckklappenträger.

Lästiges Extra bei AHKF ist die Notwendigkeit eines zusätzlichen roten Nummernschilds, das ganz hinten montiert werden muss. Oder man schraubt das Originalkennzeichen für den Transport um.

Anarchie am Auto

Wer das Gefühl hat, sein Radlträger sei ausbau- und verbesserungsfähig, kann das übrigens bedenkenlos tun. Ist etwa der Freerider am AHKF zu breit, darf man sich durchaus selbst behelfen und beispielsweise eine fest verschraubte Achsaufnahme basteln, damit man das Bike ohne Vorderrad transportieren kann. "Obwohl rund um das Auto so gut wie alles durch Regeln bestimmt wird, ist beim Transport erstaunlich viel erlaubt", sagt Kerbl.

Wichtig ist nur, das Ladegut sicher und gut befestigt zu transportieren. "Theoretisch kann ich auch Spanngurte durch die geöffneten Fenster ziehen und das Radl einfach aufs Dach schnallen", erklärt der Experte anhand eines überspitzten Beispiels. Sich damit das Autodach zu ruinieren, ist nicht verboten. Die Exekutive interessiert nur, ob die Ladung fest verzurrt ist. Fahrradspezifische Träger sind nicht vorgeschrieben. Aber die Nutzung eines solchen liegt im Eigeninteresse.

Carbonräder im Auto transportieren

Gerade für sehr teure Räder oder solche aus Carbon empfiehlt Kerbl aber ohnehin die Mitnahme im statt am Auto. Zum einen, weil die Diebstahlgefahr am Radlträger sehr hoch ist: "Da reicht eine Klopause an der Autobahnraststätte, und weg sind die Räder." Denn die Diebstahlsicherungen sämtlicher Modelle seien eher ein Witz als verlässlicher Schutz. "Die sind auch zum Transport gedacht, nicht zur Verwahrung", sagt der ÖAMTC-Experte.

Bei Carbonrahmen stellt die Sicherung am Träger das Hauptproblem dar. Sie passiert in der Regel über Eisenklemmen, die mit Gummi überzogen sind. "Doch Carbon reagiert extrem sensibel auf Druck", warnt Kerbl. Die richtige Balance aus sicherem Festmachen und rahmenschonender Klemmung zu finden ist nicht leicht. Wobei viele Hersteller mittlerweile angeben, dass ihre Träger auch für Carbonräder geeignet seien.

Insgesamt gilt es also bei der Wahl des richtigen Trägersystems in erster Linie die Gewichtsangaben zu beachten – sowohl jene der Kfz-Hersteller als auch jene des Trägeranbieters. Erst in zweiter Linie kommen Faktoren wie Benutzerfreundlichkeit und Preis zum Tragen. (Steffen Arora, 31.1.2019)