Dank vollem Rückhalt der SP-Stadt- und VP-Landespolitik sowie seiner perfekten Organisation gilt St. Pölten als Favorit für 2024.

Foto: Stefan Kristoferitsch

Im Jahr 2024 stellt Österreich zum dritten Mal seit 2003 (Graz) und 2009 (Linz) eine Europäische Kulturhauptstadt. Im Juni 2017, als der Startschuss für das Auswahlverfahren fiel, war der Interessentenkreis noch größer: Die Region Rheintal mit Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Hohenems, Bad Ischl mit dem Salzkammergut, Judenburg und Murau aus der Region Obersteiermark sowie die Städte Wels, Baden und St. Pölten konnten sich vorstellen, teilzunehmen.

Bis zur Abgabe der Bewerbungsfrist schafften es dann noch drei: Bad Ischl mit der Region Salzkammergut, St. Pölten und "Dornbirn plus", das noch Feldkirch, Hohenems und die Region Bregenzerwald mit an Bord hat. Zu verschmerzen hatten die Vorarlberger den Ausstieg der Landeshauptstadt Bregenz. Begründet wurde dies seitens aller politischen Stadtfraktionen mit fehlendem Rückhalt in der Bevölkerung. Hinter den Kulissen soll es aber auch einen Streit zwischen Dornbirn und Bregenz um die Führungsrolle gegeben haben.

Die Pressekonferenz zu den Kandidaten für die Kulturhauptstadt Europas.
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Offenkundig ist auch, dass sich viele Bewerber nicht mit den budgetär und strukturell am besten ausgestattenen St. Pöltnern messen wollen. Hinter der Niederösterreichischen Landeshauptstadt (erst seit 1986) stand von Anfang an die mächtige ÖVP-Landespolitik sowie ein professionelles und erfahrenes Kulturmanagement.

Zwar müssen Bewerbungen laut EU-Regularien offiziell ohne politischen Einfluss über die Bühne gehen, praktisch aber gilt eine erfolgreiche Teilnahme ohne starken Rückhalt des jeweiligen Bundeslandes als ausgeschlossen. Salzburg, das nach Linz und Graz als fast logischer Kandidat gegolten hatte, enthielt sich einer Bewerbung, weil man eine solche für nicht notwendig hielt. Man sei schließlich schon jetzt eine Europäische Kulturhauptstadt.

Drei österreichische Städte haben sich beworben, 2024 den Titel "Europäische Kulturhauptstadt" zu tragen: Bad Ischl, Dornbirn und die Bodensee Region sowie St. Pölten.
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Entschieden wird der Bewerbungsprozess von einer unabhängigen EU-Jury. Am Donnerstag sollte im Haus der Europäischen Union in Wien eine Shortlist der Bewerber präsentiert werden. Entschieden wurde allerdings, alle drei Städte im Rennen zu halten. Diese müssen ihre Bewerbungen nun detaillierter ausarbeiten, ehe im November 2019 die endgültige Wahl getroffen wird. Im August bereits soll die zweite Kulturhauptstadt für 2024 feststehen. Sie wird von Estland gestellt, Narva und Taru sind im Rennen. Zudem wird erstmals auch eine Stadt aus dem Kreis der EU-Beitrittskandidaten den Titel Kulturhauptstadt Europas tragen. Hier sind seit November Bodo (Norwegen), Banja Luka und Mostar (beides Bosnien und Herzegowina) in der Auswahl.

Miteinbeziehung der Regionen

Vom anfänglichen Abfeiern der Hauptstädte rückte die EU ab den 2000er-Jahren bewusst ab. Kleinere Städte und Regionen mit kulturpolitischem Entwicklungspotential sollen durch das 1985 eingeführte Programm besonders gefördert werden. Insofern passen Bad Ischl, Dornbirn und St. Pölten, die allesamt ihre jeweiligen Großregionen – das Salzkammergut, das Rheintal, die Wachau – miteinbeziehen, gut ins EU-Konzept.

Alle drei Bewerber hätten Vorgaben wie Nachhaltigkeit, Umsetzungsfähigkeit und Einbindung der Bevölkerung erfüllt, so die internationale Jury, die eine genaue Beurteilung erst in drei Wochen vorlegen wird. In die Siegerkommune fließen 1,5 Millionen Euro EU-Förderung. Bei geschätzten 30-40 Millionen, die Städte investieren müssen, ist das nicht viel. Auch das dürfte einige von der Bewerbung abgehalten haben. (Stefan Weiss, 31.1.2019)