Wer nicht will, muss diesen Winter in Tirol nicht auf der Straße schlafen. Erstmals gibt es ausreichend Notschlafplätze im ganzen Land.

Foto: Florian Lechner

Innsbruck – Die Winternotschlafstellen der Tiroler Sozialen Dienste (TSD) zogen diese Woche eine Halbzeitbilanz. Mehr als 4500 Nächtigungen wurden bis Mitte Jänner bereits in den vier Einrichtungen in Innsbruck, Imst, Kufstein und Lienz gezählt. Das Gute an dieser alarmierend hohen Zahl erklärt die zuständige Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne): "Wir haben heuer erstmals mehr Plätze als Bedarf."

Jahrelang wurde in Tirol um zusätzliche Notschlafplätze im Winter gestritten. Die Landesregierung und die Stadt Innsbruck spielten sich immer wieder gegenseitig den Ball zu. Für Fischer ist die nunmehr erreichte Verdoppelung der zur Verfügung stehenden Schlafplätze – 2016 waren es noch 70, in diesem Winter sind es tirolweit schon 146 – ein Verdienst der TSD.

Fischer lobt Arbeit der TSD

Die als GmbH organisierte Landestochter steht seit geraumer Zeit in der Kritik, wegen schlechten Managements im Zuge der Krise der Flüchtlingspolitik, die im Jahr 2015 eskalierte. Bei den Winternotschlafstellen zeige sich nun, welch wertvolle Arbeit von den dort beschäftigten neun TSD-Mitarbeitern geleistet werde, so Fischer: "Das alles wäre in der Eile und der Form ohne die TSD nicht möglich gewesen."

Auch Michael Hennermann vom Verein für Obdachlose bestätigte, dass sich die Situation für wohnungslose Menschen dank der Aufstockung der Notschlafplätze merklich verbessert habe. Zugleich betonte er die Notwendigkeit, diese Unterkünfte ganzjährig auszubauen. Vor allem angesichts des geplanten Sozialhilfegesetzes des Bundes werde man solche Hilfsangebote künftig vermehrt benötigen.

Trotz Arbeit ohne Obdach

Wie prekär die Lage für viele Betroffene bereits ist, erklärte die Leiterin der Innsbrucker Notschlafstelle, Andrea Cater-Sax: "Die Zahl der Menschen, die zu uns kommen, obwohl sie einen Arbeitsplatz haben, steigt Jahr für Jahr." Sie verwies auf das Beispiel einer Frau, die täglich von Innsbruck nach Seefeld pendelt, wo sie arbeitet, sich aber trotzdem kein Zimmer leisten kann.

Neben den TSD-Angestellten sorgen Freiwillige und viele Asylwerber im Rahmen der gemeinnützigen Arbeit dafür, dass in den Tiroler Notschlafstellen Menschen in Not Zuflucht finden. (ars, 3.2.2019)