Rudolf Fußi schießt seinen Kollegen Josef Kalina scharf an: großes Kino für die Twitter-Blase.

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Josef Kalina dementiert das Coaching für Hartinger-Klein, aber irgendwas bleibt immer picken.

Unique relations

Wien – Die beiden kennen einander gut, als Politberater vorwiegend im linken Spektrum sind sie Konkurrenten – und sie tauschen regelmäßig Watschen aus, meist über Twitter. Rudolf Fußi und Josef Joe Kalina verbindet viel, immer wieder sind sie für die SPÖ tätig, beide haben deren ehemaligen Chef Christian Kern beraten. Sie mögen einander nicht. Am Samstag setzte Fußi zu einem Untergriff an, er schrieb auf Twitter: "Funfact: Der ehem. SPÖ-BGF Kalina berät mit seiner Agentur die Gewerkschaft von @katzian abwärts in Sachen Sozialversicherungsreform. Und jetzt darf die Öffentlichkeit 3x raten wer der neue Mediencoach von Hartinger-Klein ist und sie für morgige #pressestunde vorbereitet hat."

Fußi unterstellte seinem Kollgen Kalina also, für Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) tätig zu sein und sie zu coachen. Aus roter Sicht ist Hartinger-Klein der politische Feind.

Treffen, aber kein Auftrag

Die Antwort von Kalina ließ ein wenig auf sich warten, kam Sonntagfrüh aber rechtzeitig vor der Pressestunde mit der Sozialministerin. Kalina schrieb ebenfalls auf Twitter: "Sorry for delay, aber bin seit Tagen weit weg auf Urlaub mit Twitter-Entzug. Von Freunden alarmiert zur Sache: Ich treffe als Chef einer großen Agentur logischer Weise immer wieder Mitglieder der Bundesregierung, deren Kabinettsleute u Politiker aller Couleurs zu Gesprächen. So auch Sozialministerin Hartinger-Klein. Es gibt aber sowohl von mir als auch seitens meiner Agentur kein wie immer geartetes Beratungsverhältnis zur Ministerin oder zum BMASK. That's it!"

Das Dementi von Kalina nahm Fußi nur in Ansätzen zur Kenntnis, nach der Pressestunde legte er nach: "Sehr professionell vorbereitet. Man sieht die Handschrift." Oder: "Ganz ehrlich. Chapeau. Aus so einer schwachen Ministerin so viel rauszuholen ist großes Kino. Völlig verändert. Nicht wiederzuerkennen."

Freund und Feind und andere Kunden

Die Katze war aus dem Sack. Auch etliche andere Twitteranten, darunter mehrere Journalisten, schoben das Dementi zur Seite und ergingen sich in Anspielungen, dass Kalina gleichzeitig Freund und Feind und eine Reihe anderer Kunden berate.

Tatsächlich ist Kalina zuletzt für Kunden an die Öffentlichkeit getreten, bei denen man das nicht vermutet hätte. Im Jänner versuchte er als Sprecher der Familie Ottrubay zu erklären, dass es im Zwist zwischen den burgenländischen Dynastien der Esterházys und der Ottrubays nichts zu berichten gebe.

Ansonsten ist Kalina eher der SPÖ verbunden: Er war deren Bundesgeschäftsführer, war Kommunikationschef, sprach für die Kanzler Viktor Klima und Alfred Gusenbauer, dazwischen arbeitete er für die Kronen Zeitung, danach war er Bundesrat für die SPÖ. 2008 gründete er sein eigenes Unternehmen, die PR-Agentur Unique Relations, 2014 folgte mit dem Meinungsforscher Peter Hajek Unique Research.

Kommunikation für KH Nord

Kalina soll auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig beraten, belegt ist jedenfalls ein Beratervertrag mit dem Wiener Krankenanstaltenverbund, wo er für die Kommunikationsarbeit rund um das skandalumwitterte Krankenhaus Nord zuständig ist.

Rudolf Fußi ist in seiner Kommunikation meist in eigener Sache unterwegs. Zuletzt konnte er einen beachtlichen Punktesieg gegen FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache erzielen, der Fußi erst vor Gericht gezerrt hatte, die Klage dann aber zurückziehen musste. Offensichtlich hatte Fußi mit seiner Behauptung eines gemütlichen Zusammenseins von Strache mit Vertretern der rechtsextremen Identitären recht. Dazu twitterte Christian Kern: "@rudifussi wäre als Chefdiplomat der Republik wohl eher ungeeignet. Aber eines steht fest: der Mann hat ein Rückgrat aus Stahl und ein Herz wie ein Bergwerk." Das sieht Kalina mit Sicherheit anders. (Michael Völker, 4.2.2019)