Der BMI ist ein ungenaues Maß: Er bewertet das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße – unabhängig davon, wie hoch der Muskel- und Fettanteil eines Menschen ist.

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"Ich kann machen, was ich will, ich nehme einfach nicht ab", sagen viele Menschen, die mit ihrem Gewicht unzufrieden sind und ohne Erfolg schon alle möglichen Diäten ausprobiert haben. Das kann mehrere Ursachen haben. Ein möglicher Grund: Der Betroffene stellt sich zwar regelmäßig auf die Waage und kennt sein Gewicht, darüber, wie sein Körper zusammengesetzt ist, weiß er aber nichts. Gemeint ist damit der individuelle Anteil an Fett, Muskeln, Wasser und Knochen.

Diese Werte lassen sich über die Bioimpedanzanalyse ermitteln. Dabei werden elektrische Impulse gesetzt, um über die Leitfähigkeit der unterschiedlichen Gewebetypen die exakte Körperzusammensetzung zu eruieren. Das Prinzip dahinter: Fett ist ein Isolator und hat eine geringere Leitfähigkeit als etwa Wasser. "Für die Gesundheit ist die Zusammensetzung des Körpers viel ausschlaggebender als einfach nur das absolute Gewicht", erklärt die oberösterreichische Diätologin Lisa Rumetshofer.

Maximal 25 Prozent Körperfett

Wie der eigene Körper zusammengesetzt ist, hängt einerseits von der vorgegebenen Konstitution ab. Andererseits beeinflusst der eigene Lebensstil, wie hoch der Anteil an Körperfett und Muskelmasse ist. Für die optimale Zusammensetzung gibt es zwar Idealwerte, sie sind aber sehr individuell und hängen von Faktoren wie Geschlecht und Alter ab. Eine allgemeingültige Aussage lässt sich nur hinsichtlich des Körperfetts machen. "Der Anteil an Körperfettmasse sollte idealerweise den Richtwert von 25 Prozent nicht übersteigen", betont die Diätologin.

Abnehmen könne so zielgerichteter sein, ergänzt die Expertin – etwa indem man daran arbeitet, tatsächlich Fett und nicht unbeabsichtigt Muskelmasse zu verlieren. Die Analyse zeigt auch, ob der Fettanteil wirklich zu hoch ist oder der Körper einfach viel Muskelmasse enthält. Erkennbar ist außerdem, ob die Muskeln durch bisherige Abnehmversuche gelitten haben. In diesem Fall ist das Ziel, sie gezielt wieder aufzubauen. Durch regelmäßiges Analysieren lässt sich kontrollieren, wie es mit diesen Prozessen vorangeht. Im Idealfall wird die Kontrolle stets zur gleichen Tageszeit durchgeführt.

Eine Sache von wenigen Minuten

Die bioelektrische Impedanzanalyse ist schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten. Flach auf dem Rücken liegend, werden direkt auf Hand- und Fußrücken Elektroden geklebt. Diese sind an Kabeln angeschlossen, über die leichter Wechselstrom durch den Körper geschickt wird. Da die einzelnen Gewebetypen eine jeweils unterschiedliche Leitfähigkeit haben, lassen sich Werte wie Körperfettanteil, Muskelmasse und Körperwasser eruieren. Auch Parameter wie Gewicht oder Größe werden bei der Messung berücksichtigt und miteinberechnet.

"Wer eine Bioimpedanzanalyse durchführen lässt, sollte an diesem Tag ganz normal essen", empfiehlt Rumetshofer. Für ein exaktes Ergebnis ist es aber wichtig, zwei Stunden vorher keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen, nur mehr wenig zu trinken und kurz vorher noch einmal die Blase zu entleeren. Darüber hinaus sollten Hände und Füße nicht eingecremt werden, damit die Elektroden richtig sitzen. Auch Tätigkeiten, bei denen man stark ins Schwitzen kommt, sollten vor der Messung vermieden werden.

Konkrete Ernährungsempfehlungen

Die Diätologin setzt die Methode häufig bei Menschen mit Übergewicht ein, um danach konkrete Ernährungs- und Bewegungsempfehlungen abgeben zu können. So lässt sich kontrollieren, wie wirkungsvoll bereits gesetzte Maßnahmen verlaufen. Sowohl bei Übergewicht als auch bei Untergewicht werden konkrete Ernährungs- und Bewegungsempfehlungen abgegeben.

Ein Beispiel: Wenn die Muskelmasse bei übergewichtigen Menschen abnimmt, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass jemand zu radikal fastet. In diesem Fall empfiehlt die Expertin, wieder regelmäßig Mahlzeiten einzunehmen. Die Hälfte des Tellers sollte idealerweise Gemüse ausmachen, jeweils ein Viertel Kohlenhydrate und Eiweiß. Neben Bewegung im Alltag rät sie zu regelmäßigem Ausdauer- und Krafttraining, Trainingspausen inklusive.

Besser als Body Mass Index

Untergewichtigen Menschen fehlt es laut Analyse häufig sowohl an Muskel- als auch an Fettmasse. Auch hier braucht es eine gezielte Lebensmittelauswahl. Um die Energiezufuhr zu erhöhen, bieten sich vor allem Lebensmittel an, die "gute" Fette enthalten – etwa Nüsse, Samen und pflanzliche Öle. "Wichtig ist, dass Bewegung und sportliche Betätigungen durch entsprechende Mahlzeiten ausgeglichen werden", sagt Rumetshofer.

Besonders Sportler wollen oft ganz genau über ihre Verteilung von Fett und Muskeln im Körper Bescheid wissen. Das gängigste Maß, der Body Mass Index (BMI), sagt darüber aber nichts aus. (Maria Kapeller, 13.2.2019)