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Für seinen Kommentar muss Zuckerberg viel Kritik einstecken.

Foto: Reuters

Vor 15 Jahren ging die Website thefacebook.com ans Netz. Das kleine Projekt des Harvard-Studenten Mark Zuckerberg sollte Menschen an seiner Uni vernetzen. Das Konzept mit seinem recht einfachen Interface fand aber schnell Gefallen darüber hinaus. Heute ist es mit über zwei Milliarden Mitgliedern das größte Social Network der Welt. Und mit Messenger, Whatsapp und Instagram betreibt man auch weitere Plattformen mit großem Publikum.

Zum 15-Jahr-Jubiläum hat Zuckerberg nun ein Posting veröffentlicht, in dem er über den Erfolg von Facebook spricht und die neuen Möglichkeiten, dies es geschaffen hat, um sich auszudrücken und abseits traditioneller Machtnetzwerke etwas zu bewegen. Er erinnert etwa daran, wie in Kolumbien Märsche gegen Gewalt organisiert wurden, kurz nachdem man mit dem Newsfeed eines der bis heute zentralen Features der Plattform eingeführt hat. Nach dem Aufbau des Netzwerkes gehe es jetzt darum, wie Menschen es verwendeten, um "jeden Teil unserer Gesellschaft neu zu definieren", heißt es weiter. Dabei stellten sich auch soziale und ethische Fragen, und man habe noch viel zu tun.

Neben dem Versprechen, mehr Verantwortung zu übernehmen, schießt Zuckerberg aber auch gegen seine Kritiker. "Während Netzwerke von Menschen traditionelle Hierarchien ersetzen", gebe es "eine Tendenz, diese Veränderung zu beklagen und das Negative übertrieben zu betonen". Dabei sehe er einen Wandel dahin, dass die Menschen mehr Macht bekommen und die Gesellschaften offener und verantwortungsbewusster würden.

Lobby-Moloch Facebook

Zuckerbergs Aussagen sind auf einige Kritik gestoßen. Siva Vaidhyanathan, Professorin für Medienkunde an der University of Virginia, sieht etwa nicht, dass Facebook an den etablierten Machtstrukturen viel ändern würde. Sie erinnert etwa an die Flüchtlingskrise in Myanmar, wo der buddhistische Klerus und die Regierung auch Facebook nutzten, um gegen die muslimische Minderheit der Rohingya zu kampagnisieren. Ebenso erinnert sie in ihrem Kommentar für den "Guardian" an die Wahl von Donald Trump und Rodrigo Duterte, die ebenfalls begleitet von massiven Facebook-Kampagnen waren.

Zudem sei Facebook heute selbst eine dieser riesigen Institutionen, denen gegenüber es den Menschen eigentlich mehr Macht verschaffen sollte. Man habe tausende Mitarbeiter und bezahle Lobbyisten, pensionierte Politiker und ehemalige Journalisten, um in den Machtzentren der Welt Einfluss zu nehmen.

Die Antithese zum Internet

Auch wehrt sie sich gegen die Gleichsetzung des Internets mit Facebook. Das Internet sei "offen, konfigurierbar, dezentral und basiert auf freiem Code", und Facebook sei eigentlich die Antithese dazu. "Ich gratuliere ihnen dazu, reich und einflussreich geworden zu sein. Das geschafft zu haben und trotzdem so ahnungslos darüber geblieben zu sein, ist eine erstaunliche Errungenschaft", so Vaidhyanathan.

Mythos vs. Realität

In die gleiche Kerbe schlägt auch Rhett Jones bei "Gizmodo". "Solange Mark Zuckerberg denkt, Facebook sei das Internet, wird es ihm nie leidtun", heißt es dort. Sein Kommentar sei nur eine Fortschreibung des selbst erfundenen Mythos.

Die Gleichsetzung von Facebook mit dem Internet sei gefährlich, weil es ihm eine Ausrede dafür ermöglicht, auf Kontrolle zu verzichten, "denn das Internet hat keinen Meister", weswegen es dezentrale Kontrolle brauche. Solange Zuckerberg das nicht verstehe, werde er immer nur nach mehr Zeit fragen, um herauszufinden, wie er den Schaden beheben kann, den seine Erfindung angerichtet hat. Gleichzeitig lebe er immer noch in der Zeit, in der Entwicklungen wie der Arabische Frühling die potenziell positiven Seiten sozialer Netzwerke aufzeigten.

Nichts gelernt

Die Kontroversen der letzten beiden Jahre seien auch keine neue Entwicklung, schon zuvor hatte Facebook immer wieder mit Datenlecks oder Problemen mit seinem Werbeservice Schlagzeilen gemacht. Gleichzeitig sei es absehbar, dass Facebook zu einer Art geschlossenem Internet im Internet wird. Man betreibt und entwickelt eine Videoplattform, Fotonetzwerk, Messenger, Sprachassistenten, Marktplätze und vieles mehr.

Wäre Facebook tatsächlich das Internet, "wäre wir alle in großen Schwierigkeiten", so Jones weiter. Bis Zuckerberg verstanden habe, dass seine Plattform nicht dasselbe ist wie das Netz, müsse man sich aber weiter auf weltfremde Postings und Entschuldigungen gefasst machen. (red, 5.2.2019)