"Praey for the Gods" ist am 31. Jänner im Early Access auf Steam erschienen und soll heuer auch noch auf Xbox One und PS4 landen.

Screenshot: Praey for the Gods
Screenshot: Praey for the Gods
Screenshot: Praey for the Gods
Screenshot: Praey for the Gods
Screenshot: Praey for the Gods
Screenshot: Praey for the Gods
Screenshot: Praey for the Gods
Screenshot: Praey for the Gods
Screenshot: Praey for the Gods
Screenshot: Praey for the Gods

Angespült am Strand einer Eiswüste, ohne Ausrüstung außer der eigenen Kleidung. Die Ausgangslage der namenlosen Heldin könnte kaum trister sein. Dem nicht genug, so stehen ihr in der frostigen Kälte auch noch Aufgaben wortwörtlich gigantischen Ausmaßes bevor. Nämlich jene uralten Götter zu bezwingen, an die sie glaubt und dabei das Geheimnis des scheinbar ewig währenden Winters zu lösen.

Das ist die Hintergrundgeschichte von Praey for the Gods. Das Game der Indieschmiede No Matter Studios eroberte 2016 die Herzen der Gamer auf der Crowdfundingplattform Kickstarter. Über 500.000 Euro wurde dort erfolgreich für ein Spiel gesammelt, das nicht nur auf den ersten Blick an Shadow of the Colossus erinnert. Nach mehr als einem Jahr Verspätung zum anvisierten Starttermin hat der für PC, Xbox One und PS4 in Entwicklung befindliche Titel nun die Early Access-Phase erreicht und ist auf Steam aufgeschlagen (24,99 Euro). Der STANDARD hat einen ersten Ausflug in den Schneesturm gewagt.

Praey for the Gods

Anwälte und Eiseskälte

Was vor allem anderen bei dem Spiel auffällt, ist eine gewisse Diskrepanz zwischen Logo und Name. "Prey for the Gods" steht am offiziellen Schriftzug, das zusätzlich "a" im offiziellen Titel wurde erst nachträglich hinzugefügt. Zu verdanken ist das übrigens Bethesda, das an der ursprünglichen Betitelung wegen mutmaßlicher Ähnlichkeit zur Marke "Prey" Anstoß genommen und seine Anwälte losgeschickt hatte. Zur Vermeidung eines teuren Rechtsstreits änderte No Matter den Titel, konnte aber das Logo behalten.

Ähnlich erbarmungslos wie die Rechtsabteilung von Bethesda ist auch die Wetterlage in dem unbekannten Land, das man in dem Spiel erforscht. Das macht das Game bereits klar, bevor man sich überhaupt dem ersten Feind stellt. Man wird nicht nur von starkem Gegenwind verlangsamt, sondern kommt auch im – übrigens toll umgesetzten – Tiefschnee nur mühsam voran.

Epischer Soundtrack, riesige Gegner

Grafisch wird relativ schnell klar, dass das Game bereits seit drei Jahren in Entwicklung ist und eben nicht die Ressourcen eines AAA-Studios dahinter stehen. Doch was dem Spiel an Polygonen fehlt, macht es meistens mit Atmosphäre weg. Die Landschaft ist händisch gestaltet und macht einen organischen Eindruck. Mit Musik geht das Spiel recht sparsam um, doch da wo sie auftaucht, erweisen sich die epochalen, choralen Klänge als nahezu perfekte Untermalung des Geschehens.

Das Spielziel, soweit in rund zwei Stunden erkennbar, ist es, die in der gefrorenen Albtraumlandschaft lebenden Götter zu finden und zu bezwingen. Und schon der erste dieser übernatürlichen Bossgegner macht klar, dass der Vergleich mit Shadow of the Colossus nicht zu kurz gegriffen ist. Als Feind stellt sich ein zotteliger Riese mit skelettalem Kopf und ziegenhaftem Unterleib in den Weg, der wohl um die 50 Meter in den Himmel ragt.

Die Mechanik, mit der man ihn bezwingen kann, hat das Game schon im Vorfeld angedeutet und vereint Geschick mit Buttonmashing. Bei späteren Endgegnern ist der Lösungsweg nicht mehr so offensichtlich, dementsprechend darf man sich jeweils auf mehrere Versuche einstellen.

Praey for the Gods

Kraxeln im ewigen Winter

Fordernd sind allerdings nicht nur die großen Kämpfe. Allerlei Gegner stellen sich auch am Weg dorthin in den Weg. Man hält dagegen mit Waffen, die man findet oder erledigten Widersachern abnimmt. Vorwerfen kann man dem Spiel dabei, dass vor allem die Nahkampfsteuerung noch recht unpräzise und "hakelig" ist. Gefährlich werden die meisten der kleineren Feinde allerdings trotzdem nur in der Masse.

Geschick verlangt auch die Fortbewegung. Viele interessante und wichtige Orte sind nur durch den Einsatz eines schießbaren Kletterhakens und ausgiebiger Klettertouren erreichbar. Bei letzteren gilt es, strategisch vorzugehen, denn ein langsam absinkender Konditionsbalken limitiert die Zeit, die die Heldin am Stück kraxeln kann.

Zumindest im Hinblick auf die Steuerung gibt es hier wenig zu bemängeln, denn die ist recht flott erlernt. Die Verwendung eines Controllers ist Maus und Tastatur übrigens vorzuziehen. Auf der Suche nach Rätseln und Göttern ist man auch nicht von linearen Levels eingeschränkt, sondern kann sich weitgehend frei durch das bitterkalte Panorama bewegen.

Wärme, Essen, Schlaf

Absolut knausrig gibt sich das Game, was leicht auffindbare Nahrung angeht. Hier und da findet sich ein essbares Blatt, ein Busch mit Beeren oder ein an einem Lagerfeuer zurückgelassenes Stück Fleisch. Das weitere Auskommen zur Stillung des Hungers und Regeneration muss man zumindest zu Beginn des Spieles mit der Jagd auf die lokale Fauna finden.

Auch Wärme ist inmitten des allgegenwärtigen Frostes ein wichtiges Bedürfnis der Heldin. Mit gesammelten und geschlägerten Holz lassen sich Lagerfeuer wieder entzünden. Hier kann man der Protagonistin etwas Schlaf bescheren oder das Fleisch erlegter Tiere zubereiten, um größere Sättigungs- und Heilwirkung zu erzielen. Andere sammelbare Rohstoffe – Seil, Stoff, Felle – dienen zur Verbesserung der Ausrüstung. Das Crafting in Praey for the Gods ist aber in sehr einfachen Grenzen gehalten.

Dennoch ist der Survival-Aspekt fordernd und bisweilen auch etwas zu repetitiv. Ist die Heldin einmal von Kälte geschüttelt oder schwer verletzt, humpelt sie nur noch durch die Schneemassen und genaues Zielen mit Pfeil und Bogen wird dank zittriger Hände praktisch unmöglich.

Grund zur Vorfreude

Nach den ersten beiden Spielstunden und Bossgegnern weiß man über die Hintergrundgeschichte noch nicht viel mehr als zu Beginn. Die absolute Stärke von Praey for the Gods ist es aber, den Spieler in dieser kurzen Zeit trotzdem mit seiner Atmosphäre zu fesseln. Ob dieser hohe Grad an Immersion über den Rest der Spielzeit aufrecht erhalten werden kann, wird sich zeigen.

Im Moment wirkt die Welt fallweise noch etwas zu leer, selbst für eine derart lebensfeindliche Umgebung. Und hie und da begegnet man auch noch kleineren und größeren Bugs. Einen fixen Releasetermin für die finale Fassung gibt es noch nicht, dementsprechend haben die Entwickler noch einige Zeit, ihr Game aufzupeppen. Praey for the Gods hat jedenfalls das Potenzial, einer der besten Indietitel des Jahres 2019 zu werden. (Georg Pichler, 07.02.2019)