Sportliche Markenklamotten überall – Künstler Cory Arcangel hat sie auf Tischplatten gedruckt.

Foto: Ulrich Ghezzi

Mit hoher Wahrscheinlichkeit folgt jedem "Pling" ein Tasten nach dem Telefon. Jedenfalls bei iPhone-Besitzern, die aus dem charakteristischen Ton auf das Eintreffen einer Nachricht schließen. Allerdings sind sie es selbst, die diesen Ton mit Betreten der Galerie auslösen.

Sonic Attack nennt Cory Arcangel diesen Überwachungskreislauf. Als Referenzpunkt für seine Videoskulpturen bemüht der amerikanische Medienkünstler, Jahrgang 1978, gern Nam June Paik und dessen legendären TV-Buddha von 1974. Wenn er eine Basecap von einem Babyfon videoüberwachen lässt, ändern sich zwar die technologischen sowie die Subjekt-Objekt-Verhältnisse, steigern sich aber nicht unbedingt die Erkenntnisse.

Super Mario hatte schon einige Jahre auf dem Buckel, als Arcangel Anfang der Nullerjahre in dessen 8-Bit-Habitat eindrang, um es bis auf weiße Wölkchen auf blauem Himmel leerzuräumen. Angesichts einer sich rasant entwickelnden Unterhaltungselektronik interessierte Arcangel, wie schnell Technologien veralten und wie sie sich umprogrammieren lassen. So entstand auch ein Konstruktionsset für computerspielgenerierte Minimal Music.

Surfware statt Hardware

Mit der Verwendung von Internetressourcen und Computertechnologien als künstlerischem Material erregte Arcangel an der digitalen Zeitenwende einige Aufmerksamkeit. Zumal sein Zugang auch von Humor geprägt ist. Seine Software- und Merchandisefirma "Arcangel Surfware" bietet von der Jogginghose bis zu iPhone-Hüllen allerlei zum Surfen im Internet benötigte popkulturelle Trendware an.

Auf schmalen Hochformaten sind in der Galerie Ropac in Salzburg nun Fragmente von gescannten und auf Tischplatten gedruckten Sportklamotten so collagiert, dass auch die Logos nurmehr bruchstückhaft aufscheinen. Was aber dem Wiedererkennungswert keinen Abbruch tut – das kollektive Brand-Gedächtnis lässt grüßen.

Auch der Basketballspieler, dessen "Slam Dunk" der Künstler für eine Laseranimation nachgezeichnet hat, bleibt trotz Reduktion auf fragmentarische Zeichen als Inbegriff eines amerikanischen Phänomens erkennbar, in dem – wenn man Arcangels Denkanweisung folgen will – Größe und Stärke über Finesse siegen. An Letzterer übt sich Arcangel in der Schau Verticals auch als Zeichner von abstrakten Chiffren, die er mit Espresso auf Papier bringt. (Ivona Jelcic, 7.2.2019)