Bild nicht mehr verfügbar.

Wenn unsre Techno-Gurus ihre AI-Tools jedenfalls so gut im Griff haben wie Mark Zuckerberg seine Facebook-Klischn, dann Gute Nacht.

Foto: APA / AFP / Getty Images / Zach Gibson

Von US-General John Sedgwick ist ein berühmter Satz überliefert. Als er 1864 in einen Hinterhalt konföderierter Scharfschützen geriet, bestieg er einen Hügel und rief seinen Soldaten zu: "They couldn't hit an elephant at this distance." Dieser Satz war auch sein letzter, weil ihn umgehend darauf ein letaler Kopfschuss von seiner Anhöhe fegte.

Sedgwicks famous last words sind halb militärische Lageeinschätzung, halb Zukunftsprognose. Beide neigen dazu, schiefzugehen, nur werden sie nicht immer so prompt falsifiziert.

Bei Stanley Kubricks grandiosem Filmepos 2001 – Odyssee im Weltraum von 1968 musste man 33 Jahre zuwarten, ehe man feststellen konnte, dass die Computer 2001 handlicher waren als der monströse HAL und keine spermaförmigen Raumschiffe Richtung Jupiter flogen. Die unvorhergesehene Novität dieses Jahres war vielmehr eine Crew von Islamistendeppen, die mit entführten Flugzeugen in amerikanische Wolkenkratzer rasten.

Auch George Orwell lag in 1984 mit manchen Prognosen daneben, obwohl das Buch (1949) aktuell ist wie eh. Schrecknisse wie Wahrheits- und Liebesministerien gab es in den 1980ern keine, dafür aber den Superhit "The Final Countdown" und grauenhaft toupierte Frisuren.

Jüngstes Exerzierfeld für alle Propheten ist die Artificial Intelligence. Nichts Genaues weiß man nicht, umso mehr lässt sich darüber schwadronieren. Wenn unsre Techno-Gurus ihre AI-Tools jedenfalls so gut im Griff haben wie Mark Zuckerberg seine Facebook-Klischn, dann Gute Nacht.

Als hätten wir mit der künstlichen Intelligenz nicht genug am Hals, müssen wir uns auch mit der natürlichen Unintelligenz herumschlagen. Teutonen sprechen von der "Ostmark" und verstehen das nicht nur nostalgisch, sondern auch als süße Zukunftsvision. Das letzte Mal ist die Globalisierung des Germanentums mit Hitler, seinem fetten Paladin Göring und dem ausgemergelten Propagandahysteriker Goebbels zwar missglückt, aber man kann's ja noch einmal probieren.

Leicht wird es nicht werden. Unwahrscheinlich, dass die Deutschen scharf darauf wären, Dominik Nepp als Oberbürgermeister von München und Hazee Strache als Ministerpräsidenten von Niedersachsen zu sehen. Dann hilft nur noch Plan B: Wir schließen uns als Westmark den Ungarn an. Ein schwacher Ersatz, gewiss, aber politisch würde es einigermaßen hinhauen. (Christoph Winder, 9.2.2019)