IHS-Chef Martin Kocher hält den Papamonat für eine rein politische Entscheidung.

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Wien – IHS-Chef Martin Kocher sieht keine großen Probleme auf Unternehmen durch einen Rechtsanspruch auf den Papamonat zukommen. "Die wirtschaftlichen Kosten wären nicht übermäßig hoch", sagte er am Sonntag in der ORF-"Pressestunde". Handlungsbedarf durch die Regierung sieht er in den Bereichen Pensionen, Bildung und Wissenschaft sowie Gesundheit und Pflege.

ORF-"Pressestunde" mit IHS-Direktor Martin Kocher: Finanzierbarkeit des Papamonats.
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Die Frage des verbindlichen Papamonats sei allerdings eine rein politische Entscheidung, betonte Kocher. Aus wirtschaftlicher Sicht würde dies allerdings gar nicht so hohe Kosten verursachen. Der IHS-Chef betonte, dass dies für Unternehmen hauptsächlich eine Frage der Planung sei. Auf die Frage nach den jährlichen Kosten des Papamonats gab er eine Schätzung von bis zu 30 Millionen Euro an. Bürokratie verursache etwa viel höhere Kosten.

Sehr gutes, aber auch teures Pensionssystem

Akuter sieht es für den Wirtschaftsforscher etwa bei den Pensionen aus. "Wir haben ein sehr gutes Pensionssystem, aber es ist auch teuer", sagte er. Hier sei die Regierung gefordert, möglichst bald etwas zu tun. Ebenso in der Pflege spreche einiges dafür, das System nicht vollständig steuerlich zu finanzieren, sondern Teile etwa über eine Versicherung. Kocher: "Ich gehe davon aus, dass auch ein Mischsystem kommen wird."

Kocher zur Reform der Sozialversicherungen.
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Bei der von der Regierung gestarteten Sozialversicherungsreform zeigte sich der IHS-Chef skeptisch, dass die damit beabsichtige Einsparung von einer Milliarde Euro tatsächlich erreicht wird. Langfristig sei dies möglich, aber auch schwierig. Man habe es noch nicht geschafft, mit diesem Schritt alles zusammenzulegen und ein System zu schaffen. Auch große inhaltliche Knackpunkte, nämlich Reformen im Gesundheitssystem selbst, seien nicht erreicht.

Gute Prioritäten bei Steuerreform

Die von der Regierung in Angriff genommene Steuerreform ist für Kocher eine der größten: "Ich glaube, dass die Regierung die Prioritäten da ganz gut gesetzt hat." Der vorgelegte Etappenplan bewirke jedoch, dass Konjunkturimpuls etwas schwächer sei, weil er nicht auf einmal kommt. Die Frage von Erbschafts- und Vermögenssteuern, wie sie die SPÖ fordert, sei eine der politischen Priorisierung.

Kocher sieht einige "Hausaufgaben" für die Regierung.
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Einen weiteren politischen Fokus wünscht sich Kocher auf den Bereich Bildung, Wissenschaft und Forschung. Dies sei ein wichtiger Punkt für die langfristige Wachstumsfähigkeit eines Landes, betonte er. (APA, 10.2.2019)