Niemals in der Geschichte des Handels hat ein Konzern so viele Daten über das Verhalten von Käufern und Händlern gesammelt, heißt es in der Doku über Amazon.

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Es ziehen dunkle Wolken auf am Horizont. Eine superkommerzielle Übermacht, die in alle Lebensbereiche vordringt. Mit Methoden, die wir nicht durchschauen. Der größte Onlineshop der Welt, Datenkrake und Einzelhandelskiller war der ultimative Bösewicht im Dokfilm Allmacht Amazon auf ORF 2 am Sonntagabend.

Kapitel für Kapitel nimmt sich die Doku das Milliardenunternehmen vor und erklärt alles, was daran problematisch ist: Der Onlinemarktplatz für alles sammelt mehr Daten, als wir uns vorstellen können. Im Film folgt dabei ein glatzköpfiges Double von Amazon-Chef Jeff Bezos (der mit einer Scheidung im Scheinwerferlicht und Erpressungsversuchen gerade ganz andere Probleme hat als eine spätabends auf ORF 2 gesendete Doku) der Einkäuferin und notiert sich, welches Obst sie kostet. Weil er auch selbst Äpfel verkauft und alle anderen Marktstandler auf Amazons Kundschaft angewiesen sind, hat der Mann mit dem Notizbuch ganz schön viel Macht.

All die Erklärungen werden begleitet von hübschen Szenen, ohne dunkle Wolken, mit peppiger Musik. Das irritiert. Zumal dann Sätze fallen wie jener des früheren Amazon- und jetzigen Merkel-Beraters Andreas Weigend: "Vielleicht ist es so, dass wir ohne Demokratie besser dastehen", sagt er. Oha. Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch andere Dystopien.

Dann versucht sich die Doku wieder an der Macht der schönen Bilder, um das Schlimme zu erklären: Jemand fährt mit dem Amazon-Auto zum Amazon-Arzt und begegnet dabei, haha, einer lila Amazon-Kuh. Im Kampf zwischen Bequemlichkeit und Privatsphäre braucht es doch vielleicht etwas drastischeres Material. (Sebastian Fellner, 10.2.2019)