Die Kuh stellt in gewisser Weise ein ambivalentes Bio-Tier da. Geht es um ihre Milch, legen die Österreicher großen Wert auf das Biosiegel. Geht es um ihr Fleisch, sieht die Sache wieder anders aus.

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Wien – Mit der "Beliebtheit eines mit dem Schwanz wedelnden Welpen" wählte AMA-Marketingchef Michael Blass eine sehr verspielte Metapher für die Entwicklung des Bio-Konsums und der entsprechenden Marktentwicklung in Österreich. Der Hang zu biologischen Lebensmitteln nimmt tatsächlich seit Jahren ständig zu.

Wie aus aktuellen Zahlen von AMA und Bio Austria hervorgeht, geben Österreicher immer mehr Geld für Bio-Produkte aus. Im Vorjahr waren es 148 Euro pro Haushalt und Jahr. Das entspricht einem Gesamtvolumen von 542 Millionen Euro – mehr als eineinhalbmal so viel wie 2013: Damals gab ein Haushalt dafür im Schnitt 105 Euro aus. Außerdem liegt die Käuferreichtweite bei fast 100 Prozent, sprich: Jeder Österreicher greift zumindest einmal pro Jahr zu einem biologisch angebauten Produkt.

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Nachzügler Fleisch

Wenn Herr und Frau Österreicher einkaufen gehen, spielt Bio also definitiv eine Rolle. Der höchste wertmäßige Bio-Anteil im Lebensmitteleinzelhandel entfiel auf Trinkmilch, gefolgt von Eiern, Kartoffeln und Frischgemüse. In der Fleischabteilung hat das Biosiegel jedoch Nachrang. Bei Fleisch und Geflügel stagnieren die Zahlen seit Jahren. Beispielsweise leben drei von 100 Schweinen in einem Bio-Betrieb. Bei Geflügel sind es 20 und bei Rindern 22. Einzig bei Ziegen liegt der Anteil über 50 Prozent.

Der Grund dafür ist schnell gefunden: der Preis. Biologische Fleischproduktion hat ihren Preis, und nur wenige sind willens, diesen zu bezahlen. "Konsumenten haben sich daran gewöhnt, dass Fleisch immer billiger wird", sagt Blass. Es brauche deshalb eine Trendumkehr beim Bewusstsein der Bürger.

63 Fußballfelder pro Tag

Österreich liegt mit knapp neun Prozent Bio-Marktanteil im europäischen Spitzenfeld. "Wir können uns mit Bio-Großnationen wie der Schweiz oder Schweden messen", sagt Blass. Auch die deutschen Nachbarn habe man mit ihren fünf Prozent klar überholt. Kürzlich veröffentliche Zahlen des europäischen Statistikamts Eurostat belegen, dass Österreich fünf Prozent der gesamteuropäischen Bio-Anbaufläche stellt – gemessen an seiner Größe hat Österreich damit den höchsten Anteil an Bio-Flächen weltweit.

Auch innerhalb des Landes nimmt die Anbaufläche mit Biosiegel zu. Von 2017 auf 2018 wuchs sie um rund 17.000 Hektar, das entspricht 63 Fußballfeldern pro Tag. Ein Viertel der gesamten Fläche wird inzwischen biologisch bewirtschaftet. Salzburg führt in diesem internen Ranking vor dem Burgenland und Wien.

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Gastronomie und Ausland

Deutliche Unterschiede zeichnen sich zwischen privaten Haushalten und der Gastronomie ab. "In den privaten Kühlschränken finden sich deutlich mehr Bio-Speisen als in den Speisekarten der Gastronomie", erklärt Bio-Austria-Obfrau Gertraud Grabmann. Um den Bio-Konsum weiter zu stärken, werde es wichtig sein, die Informations- und Absatzförderungsmaßnahmen von öffentlicher Seite entsprechend zu forcieren.

Außerdem möchte Grabmann im Rahmen der am Mittwoch beginnenden Biofach Nürnberg – einer der weltweit größten Biofachmessen – Impulse setzen, um neue Märkte zu erschließen: "Es geht um jene Länder, die eine Eigenversorgung nicht dauerhaft gewährleisten können. Japan und die Golfregion zum Beispiel." Aktuell gehen laut ihren Angaben rund zwei Drittel der heimischen Bio-Produkte in den Export. (and, 12.2.2019)