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Das Online-Programm ist anonym und kostenlos. Es kann vor allem jenen helfen, die bedenklich oft Cannabis konsumieren.

Foto: dpa/Oliver Berg

Etwa ein Viertel der Wiener hat schon einmal Cannabis konsumiert. Jene, die es regelmäßig tun, sind eine weit kleinere Gruppe: In den vergangenen 30 Tagen haben etwa sechs Prozent gekifft. Unter ihnen sind auch jene Personen, die bedenklich oft zu Joint & Co. greifen.

Ihnen könnte das Web-basierte Programm Canreduce helfen, aufzuhören oder den Konsum zumindest zu reduzieren. Erstellt wurde das Programm vom Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) und dem Zentrum für Suchtmedizin in Zürich (ARUD). Seit kurzem wird der Kurs, der Betroffenen auf möglichst einfache Weise helfen soll, auch über das Institut für Suchtprävention der Sucht- und Drogenkoordination Wien angeboten.

"Zielgruppe sind Menschen, die ihren Cannabiskonsum reduzieren oder ganz damit aufhören wollen. Alle Module werden dem Nutzer kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Angebot ist anonym, online und daher ortsunabhängig, jederzeit abrufbar und funktioniert via Smartphone, Tablet oder PC. Die Daten für den Kurs sind anonymisiert auf Servern in der Schweiz hinterlegt. Jeder individuelle Zugang ist durch ein Passwort geschützt und SSL-verschlüsselt (256-Bit)", sagt Doris Malischnig, stellvertretende Leiterin des Wiener Instituts.

Wissenschaftliche Studie

Mit einer Einverständniserklärung kommen Teilnehmer zu einem Fragebogen über Cannabiskonsum. Im Hintergrund läuft eine wissenschaftliche Studie zur Wirksamkeit des Programms. Deshalb erfolgt per Zufall die Zuteilung des einzelnen Benutzers zu drei verschiedenen Anwendungen: eine Variante mit eCoach und virtuellen Begleitpersonen, eine Variante nur mit virtuellen Begleitpersonen oder schließlich Wartezeit von drei Monaten und dann volle Benutzbarkeit des Programms. Dieses dauert sechs Wochen und besteht aus einem Cannabis-Konsumtagebuch, acht Modulen zu einzelnen Themen, die absolviert werden sollten, und allgemeinen Informationen.

Bei den virtuellen Begleitpersonen gibt es sechs "Typen", die entsprechend beschrieben sind und die dem eigenen Lebensalltag möglichst entsprechen sollten. Natürlich ersetze das Programm nicht eine tatsächliche medizinische Hilfe. Aber Selbsthilfe spiele oft eine bedeutende Rolle, heißt es von Experten, am einfachsten ist ein Zugang über das Internet.

"Die bisherigen Zwischenergebnisse der wissenschaftlichen Begleitstudie (mit Daten von 222 Teilnehmern, Anm.) zeigen, dass die Benutzer aller Varianten nach dem sechswöchigen Online-Selbsthilfeprogramm deutlich seltener Cannabis konsumieren – im besten Fall von ursprünglich 26 Konsumtagen pro Monat bei Beginn der Online-Behandlung auf 15 Tage nach sechs Wochen. Das heißt, es kommt zu einer signifikanten Reduktion der Cannabis-Konsumtage, wenn man am Online-Programm teilnimmt", so Doris Malischnig. (APA, red, 13.2.2019)