Schon wieder Superhelden? Man möchte meinen, Netflix hat sich am Thema abgearbeitet. Nachdem unlängst hochgehypte Serienprotze den plötzlichen Serientod starben, was immer mit Erfolglosigkeit zu tun hat, reißt der Streamingdienst wider der drohenden Übersättigungsgefahr ein neues Fass auf. "The Umbrella Academy" stellt gleich sieben Menschleins mit übernatürlichen Kräften in den Mittelpunkt seiner neuen Serie, die ab Freitag abrufbar ist. DER STANDARD sah die erste Folge – und, Vorsicht, die nächsten beiden Absätze enthalten Spoiler!

Sieben auf einen Streich

Aus heiterem Himmel bringen Frauen am 1. Oktober 1989 43 Kinder zur Welt. Sieben von ihnen bringt der ehrwürdige Sir Reginald Hargreeves nach Hause und macht aus ihnen Wunderkinder, stark, schön, flink, musikalisch, blitzgescheit, crazy – und allesamt wirken sie im Erwachsenenalter nicht glücklich. Die Erziehung war exquisit, weil der Vater kein gütiger Mann war und die sieben durch eine ziemlich harte Superheldenschule mussten. Einzige Vertrauensperson in diesem kalten Haushalt ist ein sprechender Schimpanse, der als Butler den Kindern Vertrauensperson war.

Foto: Christos Kalohoridis/Netflix

Das Leben hat die sieben in alle Richtungen verstreut, zum Tod ihres Superhelden-Daddy treffen zunächst sechs von ihnen einander wieder – und hier setzt die Geschichte ein. Versammelt sind die ungleichen Geschwister nicht nur, um Abschied zu nehmen, sondern um eine – selbst für geballte Superheldenkraft – knifflige Aufgaben zu lösen: Erstens die Todesursache des sperrigen Alten zu klären, und zweitens den Weltuntergang aufzuhalten. Eine finstere Macht bedroht die Regenschirm-Bande, die einander heute nicht mehr sehr vertrauen und jetzt mit vereinten Kräften böse Mächte bannen. Das klingt einfacher als es ist, denn wie es im Leben so ist, steht man sich selbst meistens am meisten im Weg.

Netflix

"The Umbrella Academy" basiert auf den Dark Horse Comic von Gerard Way und Gabriel Bá und wurde umgesetzt von Steve Blackman, Regie führte Peter Hoar. In den Hauptrollen spielen Ellen Page, Tom Hopper, Emmy Raver-Lampman, Robert Sheehan, David Castañeda, Aidan Gallagher, Cameron Britton und Mary J. Blige.

Superhelden sind fix

Superhelden sind seit Jahren fixer Bestandteil des Netflix-Universums. In der Hoffnung, die begehrte Zielgruppe der "jungen Erwachsenen" zu binden, wurden Marvel-Geschichten dutzendweise als Serie inszeniert. Diese Helden kamen und gingen: "Daredevil" überlegte drei Staffeln, "Luke Cage", "Iron Fist" und "The Punisher" wurden nach zwei Staffeln abgesetzt, "Inhumans" sah nur eine Saison. "Jessica Jones" und "The Defenders" durften bleiben.

Experimentiert wird in diesem Spielfeld so gut wie gar nicht, es geht um das Schaffen vo klaren Verhältnissen. Gut möglich, dass "The Umbrella Academy" trotzdem (oder genau deshalb) Chancen auf eine längere Lebensdauer hat. Dann vor allem der Kinder wegen, die in Schuluniform und Maske verkleidet, mit ihren Kräften hadern, aber sie anwenden müssen, weil sie gar nicht anders können. Gebt den Kindern das Kommando! Zehn Folgen. (Doris Priesching, 15.2.2019)