"Metro: Exodus"
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"Metro: Exodus"
Foto: "Metro: Exodus"

Die "Metro"-Romantrilogie des russischen Autorenstars Dmitri Gluchovski zeigt eine Welt nach dem Atomkrieg. Hauptsächlicher Schauplatz der düsteren, politisch aufgeladenen Dystopie ist die gewaltige Moskauer U-Bahn, in der die letzten Überlebenden nach zwei Jahrzehnten Bunkerlebens in brutalen Bürgerkrieg zu versinken drohen. Hauptfigur der seit 2010 erscheinenden Videospielreihe ist der junge Russe Artjom, der von Beginn an der fatalistischen Resignation seiner Welt misstraut: Irgendwas muss es da draußen in der angeblich völlig zerstörten Außenwelt doch noch geben – oder?

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Im soeben erschienenen dritten Teil der Spielereihe, die sich inhaltlich von der Romanvorlage entfernt, zeigt sich, wie recht Artjom hatte: Nach zwei Vorgängern, in denen man buchstäblich wie auf Schienen in den finsteren Labyrinthen der Moskauer Metro unterwegs war, öffnet sich die Welt von Metro: Exodus, und so macht sich der Held gemeinsam mit einer kleinen Gruppe befreundeter Spezialeinheiten und nicht zuletzt seiner Ehefrau, der ominös hustenden Scharfschützin Anna, auf den Weg hinaus in ein Russland nach der Apokalypse.

Das bedeutet, dass sich Metro: Exodus zum ersten Mal an größere, merklich an den Klassiker STALKER erinnernde Umgebungen wagt. Wohl ist man immer wieder auch in den bekannt atmosphärischen Tunneln unterwegs, doch beim Roadtrip durch Russland macht die Truppe auch Halt in riesigen Gebieten, die sich mehr oder weniger frei erforschen lassen. Als Open-World-Titel kann man auch Metro: Exodus aber nicht so richtig bezeichnen; dazu bleibt die lineare Handlung stets zu sehr im Vordergrund.

Wie in den Vorgängern beeinflussen große und kleine Entscheidungen den Spielausgang; viele Gegner, etwa misstrauische Dorfbewohner, kann man zum Beispiel auch auf unblutigem Weg besiegen. Dank simplem Crafting lässt sich das Waffenarsenal den eigenen Vorlieben anpassen.

Was ist gelungen?

In Sachen Präsentation ist Metro: Exodus fast perfekt: Stimmungsvolle Umgebungen, schöne Wettereffekte und liebevoll gestaltete Orte machen diese Endzeit überaus atmosphärisch und bieten viel mehr Abwechslung als die Vorgänger. Die gelungene KI der Gegner macht die Kämpfe zu spannenden Materialschlachten, die oft nur um Haaresbreite gut ausgehen.

Was ist weniger gelungen?

Auch wenn es Fans der Serie nicht hören wollen: Die Story um den Moskauer Mad Max und seine wackeren Spetsnaz-Buddies lässt kaum Klischees aus und driftet hin und wieder auch in rührseligen Kitsch ab. Als stummer Protagonist ist man zum oft unpassenden Schweigen verdammt und muss sich mal mehr, mal weniger interessante, nicht überspringbare Monologe anhören.

Dass sich Figuren dabei regelmäßig ins Wort fallen, ist ebenso ein technisches Problem wie die immer wieder bemerkbaren Bugs. Irgendwo im Himmel stehende Feinde sind dabei weniger störend als NPCs, die Türen blockieren oder einen gar in die feindliche Schusslinie schubsen.

Fazit

Metro: Exodus bricht mit seinem Aufbruch in die große weite Welt mit einer – sogar namensgebenden – Tradition, und das gelingt hervorragend: Der Wechsel zwischen gruseligen Bunker-Ausflügen und offener Welt sorgt für Motivation und Abwechslung. Dass man meist die Wahl hat, brachial oder vorsichtig vorzugehen, fördert die Immersion ebenso wie das – sympathisch und traditionell umständliche – Hantieren mit Gadgets, Waffen und Schutzausrüstung. Auch die letztlich eher platte Story verzeiht man dem Spiel im Verlauf der über 25 Stunden, denn irgendwie wachsen einem die Mitstreiter dann doch ans Herz.

Metro: Exodus ist ein willkommener Schritt weg von der eigenen Tradition, ohne nur dem Shooter-Zeitgeist Folge zu leisten. Es ist ein First-Person-Shooter mit Mut zum eigenen Charakter, der Linearität und Offenheit auf originelle Weise in einem liebevoll detaillierten Hochglanz-Setting verbindet. (Rainer Sigl, 17.2.2019)