"This song is a smash!": Ariana Grande knallt mittlerweile (sehr gute) Alben im Halbjahrestakt raus.

Alfredo Flores

Es war ein turbulentes halbes Jahr für Ariana Grande. Seit dem Erscheinen ihres letzten Albums "Sweetener", hatte der größte Popstar unserer Zeit viel Ungemach am Hals. Da war die Entlobung von Comedian Pete Davidson, dessen Johannes Ariana kurz zuvor noch als besonders "grande" gepriesen hatte. Da war das japanische Tattoo, das "7 Rings" bedeuten sollte, sich aber nur als "kleiner Grill" erwies.

ArianaGrandeVevo

Weiters wird die Sängerin beim berühmten Coachella Festival als Headlinerin für Kanye West einspringen, nachdem man dem Rapper dort keinen Dom bauen wollte. Stress mit unnachgiebigen Veranstaltern hatte Grande aber auch selbst: Ihren Auftritt bei den Grammys sagte sie nach Unstimmigkeiten ab. Diesem unvollständigen Abriss kurioser Ereignisse liegt übrigens keine findige Recherche zugrunde. Man musste in den letzten Monaten nur ab und zu online gewesen sein – schon wurde man über die guten und schlechten Zeiten im Leben des jungen Popstars zwangsinformiert.

DIY-Mentalität

Um die ganze Aufmerksamkeit in Zaster zu verwandeln, muss nun schon wieder ein Album her, könnte man zynisch meinen. Das ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich wehren sich immer mehr Mainstream-Künstler gegen von Labels diktierte Vorlaufzeiten und mühsame Kampagnen. Popalben, deren Sound sich an aktuellen Trends orientiert, reifen nun mal nicht wie ein guter Wein. Liegt so ein Album mehr als ein Jahr ab – und das ist gang und gäbe –, klingt es bei Erscheinen meistens schal. Neidig schielen die in vertragliche Ketten gelegten Pop-Stars auf die DIY-Mentalität einer Mixtape-Kultur, wie man sie zum Beispiel aus dem Hip-Hop kennt. Dort wird am Tag der Fertigstellung einfach rausgeknallt.

Mittelmäßige Mitte

Grandes neues Album "thank u, next" beweist – gerade im Vergleich zum Vorgänger Sweetener – dass diese Praxis sehr befreiend sein kann. Wo "Sweetener" gezwungen experimentell war, macht "thank u, next" wieder Spaß. Der Opener "imagine" ist ein verlockender Sexwalzer. Diva Mariah Carey wäre darauf stolz, wenn sie irgendjemand anderen als sich selbst verehren könnte. Die reduzierte Ballade "needy" und der Mid-Tempo-Ohrwurm "NASA" gehören zu den Höhepunkten; auch zum "kleinen Grill", also "7 Rings", lässt es sich im Club bestens braten.

Die Nummer "Bloodline" hat Grande schon einmal besser gemacht: Wer Reggae-Pop unbedingt braucht, greift lieber zu "Side to Side" vom 2016 erschienenen Album "Dangerous Woman". "Fake Smile" hätte man sich auch sparen können: Wendy Renés Klassiker "After Laughter (Comes Tears)", der darauf als Sample verwendet wird, ist sakrosankt. Finger weg davon! Im Mittelfeld des Albums wird es etwas beliebig, das Ende ist dagegen wieder stark.

Der vorletzte Albumtrack "thank u,next", der durch das zugehörige Video sofort zum Meme wurde, ist das "…Baby One More Time" unserer Zeit. "This song is a smash", rezensiert Grande ihren Hit im Songtext selbst. Danke euch, das nächste!