Plötzlich hohes Fieber, Glieder-, Muskel- und Kopfschmerzen, Schüttelfrost, extreme Müdigkeit: Wer diese Symptome verspürt, ist an einer echten Grippe erkrankt.

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Das Wissen in der Bevölkerung über den Unterschied zwischen einer Influenza, also einer "echten" Grippe, und einem grippalen Infekt ist mangelhaft. Das zeigt eine internationale Studie unter der Leitung von Kathryn Hoffmann von der Med-Uni Wien. Insgesamt wurden 69 qualitative Interviews geführt: 26 in Österreich, 24 in Belgien und 19 in Kroatien. In den Gesprächen gaben die Interviewpartner immer wieder die gleichen oder zumindest ähnliche Antworten. Das Fazit der Forscher: Viele Menschen können die beiden Erkrankungen nur schwer unterscheiden.

"Influenza und grippaler Infekt sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Die klar abzugrenzenden Influenza-Viren lösen eine Erkrankung aus, deren Verlauf schwer sein kann. Ein grippaler Infekt dagegen entsteht durch infektiöse Viren, von denen es hunderte Arten gibt. Der Verlauf und die Symptome sind in den allermeisten Fällen viel harmloser", betont Studienleiterin Kathryn Hoffmann. Ein falscher Mythos, der sich nach wie vor hält, sei außerdem, dass sich aus einem grippalen Infekt eine echte Grippe entwickeln kann.

Unterschieden werden können die beiden Erkrankungen vor allem an ihrem Beginn: Während Influenza plötzlich mit Gliederschmerzen und hohem Fieber beginnt, obwohl man sich wenige Stunden vorher noch bestens gefühlt hat, nimmt ein grippaler Infekt meistens nur langsam Fahrt auf. – Mit Halsschmerzen, Schnupfen und Husten, auch die Körpertemperatur steigt hier eher langsamer an.

Unwissenheit fördert Impfskepsis

"Unsere Studie zeigt aber, dass die Menschen immer dann, wenn Fieber eines der Symptome ist, sofort an eine ‚echte‘ Grippe denken", sagt Hoffmann. Das ist auch der Grund, warum viele Personen, die gegen Influenza geimpft sind und dann trotzdem Fieber und grippeähnliche Symptome bekommen, glauben, dass der Impfstoff wirkungslos sei. "Sie werden zu Impfskeptikern, dabei hatten sie einfach nur einen grippalen Infekt – und den kann man leider auch trotz einer Influenza-Impfung bekommen", erklärt die Expertin.

Daher sei es auch überaus ratsam, sich immer wieder gegen die saisonale Influenza impfen zu lassen, die bei schwerem Verlauf sogar tödlich enden kann. Eine bereits 2013 unter der Leitung von Theresia Popow-Kraupp vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien durchgeführte Studie für den Raum Wien hat ergeben, dass im Verlauf einer saisonalen Grippewelle allein in Wien rund 300 Menschen an den Folgen einer Influenza, die bis zu zwei, drei Wochen dauern kann, sterben.

Grippaler Infekt nach etwa fünf Tagen ausgestanden

Während die Influenza-Impfung im Schnitt einen Impfschutz um die 60 Prozent bietet, ist man den infektiösen Viren des grippalen Infekts schutzlos ausgesetzt. "Irgendwann ist der Schwellenwert an Viren, den unser Immunsystem abwehren kann, überschritten, dann bekommen wir einen grippalen Infekt. Durch gesunde Lebensstilmaßnahmen, die das Immunsystem stärken, oder mit penibler Händehygiene können wir den Schwellenwert jedoch nach oben treiben", sagt Hoffmann. Ausreichend Schlaf oder Stressvermeidung zählen etwa dazu.

Auch die Bezeichnung "Verkühlung" ist nicht ganz korrekt: Ob man sich leichter mit Viren infiziert, wenn man friert, ist wissenschaftlich nämlich noch nicht vollständig geklärt. Entscheidend sei in jedem Fall der Kontakt mit den viralen Krankheitserregern. Ein grippaler Infekt ist aber – im Gegensatz zur "echten" Grippe – bei viel Ruhe und Erholung meist in fünf Tagen überstanden. (red, 20.2.2019)