Bei Florian Holzer, Thomas Nowak und Ingo Pertramer (v. li.) kommt fangfrischer Süßwasserfisch in die Dose: "Fisch ahoi!" ab Dienstag im ORF.

Foto: ORF / Jenseide / Hanna Gassner

Florian Holzer liebt Aalrutte. Thomas Nowak mag den Hecht am liebsten. Und Ingo Pertramer wird schwach, wenn er den Weißfisch am Steckerl hat – und nicht die Makrele, wie sie im Sommer gern an heimischen Seelagen angeboten wird. "Womöglich steht dann sogar ,fangfrisch' drauf", sagt Pertramer.

Waller und Aal

Nicht die Makrele aus dem Meer, sondern den Weißfisch aus dem Süßwasser wollen der Gastrokritiker Florian Holzer, der Künstler Thomas Nowak und der Fotograf Ingo Pertramer in Fisch ahoi – das Meer braucht eine Pause heute, Dienstag, um 23 Uhr auf ORF 1 verarbeiten: Statt Thunfisch kommt Waller in die Dose, statt Kabeljau aus dem Gefrierfach steht fangfrischer Hecht aus dem Attersee auf dem Tisch, und am Steckerl hängt eben nicht Import aus fernen, leer gefischten Meeren, sondern heimischer Donaufisch.

2015 waren die drei schon einmal aktiv geworden zur Endverwertung: In Ochs im Glas wurde ein Ochs sozusagen mit Haut und Haaren in Weckgläser eingerext. Das Programm kam an, wurde mehrfach ausgezeichnet und unerwartbar nach Rumänien und Usbekistan verkauft. Dass es trotzdem vier Jahre dauerte, bis die Fische in die Dosen kamen, hat mit den Gesetzen des Marktes und den Mechanismen des ORF zu tun. Mit der Idee zu Fisch ahoi! gingen die drei am Küniglberg hausieren, die Entscheidung zog sich. Erst als ein anderer Sender anklopfte und die Idee vom Fleck weg übernommen hätte, kam Tempo ins Fanggeschäft: Eineinhalb Monate später begann der Dreh – mit dem ORF.

DER STANDARD erhielt einen kurzen Einblick in die Dreharbeiten von "Fisch ahoi!"
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Es beginnt beim Fang in heimischen Gewässern wie dem Neusiedler See, dem Attersee und der Donau, wo es offenbar überraschend große Bestände gibt: "Wir waren völlig verblüfft von dieser Fülle und diesem Reichtum", schwärmt Holzer. "200 Flusskrebse in der Donau, gleich beim Voest-Werk in Linz. 17 Kilo", gingen ins Netz, erzählt Pertramer.

Es folgt der Todesschlag: "Der erste ist grauslich", sagt Nowak: "Wir haben es so oft machen müssen, da gewöhnt man sich daran."

Mit vollen Netzen machen sich die drei auf in ihre – vom Ochs bekannte – Freilandküche, in der die Fänge mittels einer Dosenverschließmaschine im Retrostyle hochwertige Nahrung werden. In puncto Dosenkultur sehen die drei Österreich als rückständig an: "Bei uns hat sich das Einfrieren derartig durchgesetzt, dass alle anderen Konservierungsmethoden untergegangen sind", sagt Holzer.

Zur Nachahmung sind die Rezepte ausdrücklich empfohlen. Wer nicht über die Dosenmaschine verfügt – was angesichts einer deutschen Konservenbüchsenmachermaschine sehr wahrscheinlich erscheint -, dem raten Holzer, Nowak und Pertramer zu günstigeren Alternativen.

Berüchtigte "Kelophobie"

Und wer nicht wie Ingo Pertramer an der berüchtigten "Kelophobie" – einer wissenschaftlich noch nicht bestätigten, aber weithin bekannten Angst vor der Explosion des Druckkochtopfs, mit dem die Dose erhitzt wird – leidet, wird ein freilich sehr boboeskes, nichtsdestotrotz nachhaltiges Konservierungserlebnis haben.

Dass wieder keine Frau ins Team passte, habe mit der Macht der Gewohnheit zu tun: "Wir wollten zu dritt bleiben", erklärt Holzer die hermetische Verbindung. "Wir sind drei Hawerer und machen das auch abseits der Kamera", begründet Pertramer. Weitere Experimente sind in dieser Konstellation bereits geplant: Holzer und Nowak denken an Wald und Jagd, Pertramer schwebt "etwas mit Alkohol und Drogen" vor.

Dem wegen seiner Gräten in Verruf geratenen Weißfisch kommt man übrigens mit einem simplen Trick bei: In Essigwasser einlegen, die feineren Gräten werden weich oder lösen sich auf, die stärkeren pickt man einfach raus. Und das Meer hat Pause. Sechs Folgen. (Doris Priesching, 19.2.2019)