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Der Bericht von The Information wirft kein gutes Licht auf Huawei.

Foto: Reuters

Der chinesische Elektronikriese Huawei befindet sich auf der Prioritätenliste der US-Regierung seit einiger Zeit weit vorne. Die Sicherheitsbehörden befürchten Spionage über die Netzwerkinfrastruktur und haben eine internationale Diskussion über die Beteiligung des Konzerns am Ausbau der 5G-Netze ins Rollen gebracht. Das Justizministerium wirft ihm verschiedene Verstöße vor, darunter betrügerisches Finanzgebahren, aber auch den Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen.

Bei The Information ist man letzterer Anschuldigung weiter auf den Grund gegangen. In einem neuen Report berichtet man darüber, wie Huawei versucht haben soll, bei Konkurrenten wie Apple Technologien abzugreifen. Dabei sieht man "ein Muster dubioser Taktiken".

Dubioses Treffen und Komponenten-Klon

Aufgeführt werden mehrere Beispiele. Ein Huawei-Techniker soll mit jenem Zulieferer, der den Pulsmesser der Apple Watch produziert, einen Termin ausgemacht und einen lukrativen Fertigungsvertrag in Aussicht gestellt haben. Zum Termin erschien er dann mit vier Angestellten aus der Entwicklungsabteilung und soll über anderthalb Stunden – letztlich erfolglos – versucht haben, Informationen über Apples Wearable zu bekommen.

Außerdem soll Huawei den Konnektor des Macbook Pro für seinen eigenen Matebook Pro-Laptop geklont haben. Für dessen Herstellung sei man an mehrere Unternehmen herangetreten, die allerdings den Bauplan wiedererkannten und sich weigerten, den Auftrag anzunehmen. Das dürfte auch daran liegen, dass man Angst um Verträge mit Apple selbst hat. Hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Konkurrenten gibt der US-Konzern ein strenges Reglement vor. Letztlich habe Huawei dann aber doch eine Firma gefunden, die die gewünschte Komponente anfertigte.

Mitarbeiter sollen Boni für Informationen bekommen

Berichtet wird auch von einem ehemaligen Apple-Mitarbeiter, der nach seinem Ausscheiden ein Bewerbungsgespräch bei Huawei hatte. Bei diesem sei er die ganze Zeit über Details zu Produkten seines vorherigen Arbeitgebers ausgefragt worden. "Es war klar, dass man stärker daran interessiert war, etwas über Apple zu lernen, als mich anzustellen", wird er zitiert.

Diese Vorfälle könnten auch das Ergebnis eines Bonusprogramms sein, dass der Konzern laut dem Bericht betreiben soll. Demnach stellt das Unternehmen Mitarbeitern Sonderzahlungen in Aussicht, wenn sie es schaffen, Informationen von der Konkurrenz abzugreifen. Je "geheimer" aufgestöberte Geheimnisse seien, desto höher sei die Zahlung. Insgesamt betreibe Huawei ein "dreistes und ausgeklügeltes System" zur Informationsbeschaffung, so The Information.

Huawei weist Vorwürfe zurück

In einer Stellungnahme weist Huawei die Anschuldigungen zurück und erklärt, dass man einen hohen Ethik-Standard pflege und keinen Zugriff auf die Geschäftsgeheimnisse von Konkurrenten habe oder anstrebe. Zudem schrieben die eigenen Richtlinien den Mitarbeitern in der Entwicklung vor, ausschließlich öffentlich verfügbare Informationen auszuwerten und das geistige Eigentum anderer zu respektieren. (red, 19.02.2019)