Rohmilchkäse kann Listerien enthalten – diese Bakterien können für immungeschwächte Personen gefährlich sein.

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Karin Pollack beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Blauschimmelkäse zählt nicht zu ihren kulinarischen Vorlieben.

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Sie kommen in schöner Regelmäßigkeit, die Produktrückrufe der österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (Ages). Wenn in Stichproben Grenzwerte überschritten werden, schlägt ein System Alarm – oft sind es sogar die Hersteller selbst, die mit ihren eigenen Kontrollsystemen auf Fehler aufmerksam machen. Dann läuft eine automatische Kette ab: Die Ages informiert die Medien und damit die Konsumentinnen, und die Supermärkte holen die verdächtigen Produkte aus den Regalen.

"Wir waren eine Zeitlang süchtig nach diesem Blauschimmelkäse", sagt eine Bekannte, die beim Einkauf desselben die Produktwarnung auf dem Kassazettel im Supermarkt fand. Weil sie diesen Käse quasi immer im Kühlschrank hatte, lief sie los. Die Chargennummer des Produkts mit Listerienverdacht stimmte überein. Sie hatte ein Stück bereits am Vorabend gegessen.

Vielfalt der Symptome

Meine Bekannte fühlte sich wegen eines grippalen Infektes sowieso schlecht und nun noch schlechter. Listerien? Gab es da nicht schon einmal Tote, und hatte das damals nicht etwas mit Gurken zu tun? Sie machte zwei Dinge: Zuerst googelte sie nach "Listerien", dann wurde sie unruhig, dann ängstlich. Schließlich rief sie die Nummer des Gesundheitstelefons, 1450, an und schilderte ihre Symptome.

Sie hatte kein Fieber, kein Erbrechen, keinen Durchfall. Das brachte erst einmal Entwarnung. Aber eine Bindehautentzündung, die ebenfalls bei einer Listerienvergiftung auftreten kann. Der Käse-Alarm war am Samstag ausgebrochen, sie sollte, so ein diplomierter Gesundheitspfleger am Telefon, doch lieber den Ärztenotruf oder die Vergiftungszentrale anrufen.

Beim Ärztenotruf wurden ihr ähnliche Fragen wie unter 1450 gestellt. Inkubationszeit für eine Listeriose ist bis zu 70 Tage. Meine Bekannte war abgeschlagen, hatte Schnupfen und Husten, "so wie viele damals, es waren doch ständig alle krank, aber ich hatte kein Fieber, das habe ich auch immer betont".

Schließlich kam eine Ärztin von der Ärztefunkzentrale vorbei. Käse, Produktwarnung, Listerien: "Sie haben hohes Fieber, habe ich gehört", sagte sie zu meiner Bekannten, deshalb sei sie gekommen. "Allein ich hatte das nie behauptet", versicherte meine Bekannte. Auch die Frage, ob sie den Kühlschrank nun auswischen solle, weil sich die Listerien dort unter Umständen vermehren könnten, blieb unbeantwortet. Die junge Ärztin hatte keine Erfahrung. Und ging wieder.

Endlich Entwarnung

Die Angst blieb. Es war schließlich der befreundete Arzt einer Freundin, der Entwarnung gab. "Ohne hohes Fieber ist die Wahrscheinlichkeit einer Listerienvergiftung gering", sagte er ihr. Außerdem können sie meist nur für immungeschwächte Personen eine Gefahr sein. Auch das sei nicht der Fall. Ein Infekt ist auch keine Immunschwäche, sagte er. Das Fazit: Der grippale Infekt war keine Listeriose, aber der Appetit auf ihren einstigen Lieblingskäse ist ihr trotzdem vergangen. Und zwar gründlich. Sie wird ihn nie wieder kaufen. (Karin Pollack, 24.2.2019)