In der ORF-Serie "M – Eine Stadt sucht einen Mörder" – die letzte Doppelfolge läuft heute, Freitag, in ORF 1 – spielt Moritz Bleibtreu einen skrupellosen Medienunternehmer, der mit reißerischen Storys den Hass in der Stadt aufheizt. Im STANDARD-Serienmonolog erzählt er, was und wie er selbst am liebsten Serien schaut:

"Ich bin kein Bingewatcher. Dafür bin ich eindeutig zu alt. Ich warte gerne bis zur nächsten Woche. Es gibt Menschen, die sehr viel Zeit haben, die haben auch einen Fernseher, oft auch Netflix und können unter Umständen fünf Folgen hintereinander anschauen. Ich habe eine Familie, einen Beruf, ich wüsste nicht, wie das gehen soll.
Moritz Bleibtreu in David Schalkos "M".
Foto: ORF/Superfilm/Klaus Pichler
Es gibt die Zeit vor und nach. Es gibt die Zeit im Kino vor 'Pulp Fiction' und die Zeit danach. Das sind Pageturner, die eine neue Ära einläuten. Bei Serien kann man das von 'Twin Peaks' sagen oder auch von den 'Sopranos' – beides war in deren Erzählstruktur unheimlich neu. Aber 'Breaking Bad' hat das Genre noch einmal neu erfunden. Das Stilisieren eines Antihelden, der mit der Prämisse aufkommt, dass er stirbt. Die Heldenfigur noch einmal komplett auf den Kopf zu stellen halte ich für legendär und hat den Mut ausgelöst, noch einmal ganz andere Strukturen anzudenken und auch Heldenfiguren.

Ähnlichkeiten mit "House of Cards"

Meine Figur aus 'M' hat kaum Ähnlichkeiten mit Walter White aus 'Breaking Bad'. Daran habe ich nie gedacht. Wenn es einen Verweis gibt, hat der Verleger eher was von Kevin Spacey in 'House of Cards' zu tun. Dieses sehr abgebrühte Kalkül, dieses unantastbare, emotional völlig distanzierte, empathielose, rein profitorientierte, geradezu egozentrisch gelegte Leben. So ein Kerl ist das. Das ist ja auch das Problem bei diesen Typen: Die sind ja schlau, deshalb sollte man sie auch so hassen."

Moritz Bleibtreu, Jahrgang 1971, lief mit Franka Potente in "Lola rennt" 1998 um die Wette, für Filme wie "Im Juli", "Das Experiment", "Elementarteilchen" und "Der Baader Meinhof Komplex" wurde er ausgezeichnet. Mit Katharina Thalbach, Uwe Ochsenknecht, Michael Ostrowski und Mat Schuh tanzt und singt er ab Herbst in der Kinoversion des Musicals "Ich war noch niemals in New York". (Doris Priesching, 22.2.2019)

Hören Sie zu "M" den Serienreif-Podcast mit dem Produzenten John Lüftner: