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2014 paradierten IS-Terroristen auf Pferden durch Raqqa.

Foto: REUTERS/Stringer/File Photo

Wien – Das Außenministerium und das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) könnten kurz davor stehen, eine junge Österreicherin zurückzuholen, die mit ihrem Baby im sogenannten Kalifat der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gelebt hat. Die Mutter der 20-Jährigen äußerte am Dienstag im Ö1-"Mittagsjournal" die Hoffnung, dass bis Ende März Tochter und Enkelkind in Wien eintreffen könnten.

Vorbereitungen des Außenministeriums liefen, sagte sie. Das Rote Kreuz werde ihre Tochter befragen, wie sie zu der Rückführung stünde, "danach dürfte es relativ rasch gehen", berichtete die Mutter. Es habe Überlegungen gegeben, zunächst nur den eineinhalbjährigen Buben nach Österreich zu holen. "Aber man kann eine Mutter vom Kind nicht trennen", sagte sie. "Das ist unmöglich."

In Österreich droht ihr ein Prozess

Wenn die Tochter nach Österreich zurückgeholt werde, setze dies indirekt jedoch auch ihr Einverständnis mit einem wohl zu erwartenden Gerichtsverfahren wegen Unterstützung einer Terrororganisation voraus, hieß es in dem Radiointerview. Sie hoffe, dass sie sich den Konsequenzen stellen werde, da den Erzählungen nach die Bedingungen im kurdischen Gefangenenlager furchtbar seien, sagte die Mutter. "Da grassieren Krankheiten, es sterben Kinder", berichtete sie.

"Wenn etwas anhängig ist, dann soll sie natürlich eine Strafe dafür bekommen", sagte die Mutter, fragte aber gleichzeitig, was ihre Tochter getan habe. "Sie ist der Liebe gefolgt", meinte sie. "Gefühle kann man nicht lenken", sei ihre Sichtweise, nachdem sie viele Gespräche mit ihrer Tochter geführt habe.

Die junge Frau war laut Angaben des Außenministeriums vor vier Jahren von Wien nach Syrien ausgereist, um sich dem IS anzuschließen. Dabei handle es sich um den einzigen bekannten Fall aus Österreich, hieß es am Montag. Der Partner der mittlerweile 20-Jährigen ist nach Angaben von Ö1 ein Afghane, der in Österreich gelebt habe, seiner Familie in den selbsternannten "Islamischen Staat" nachgezogen sei und sich jetzt im Irak in Haft befinden soll.

Mutter sprach mit Tochter nicht über Radikalisierung

Die Tochter bereue es heute "natürlich", dass sie nach Syrien gegangen sei. Ob sie radikalisiert gewesen sei, weiß die Mutter laut eigener Aussage nicht. "Über dieses Thema haben wir uns nicht unterhalten."

Gekämpft für den IS habe sie jedoch nicht, so die Mutter. Sie hoffe daher, dass ihr ein Gefängnisaufenthalt und die Trennung von ihrem Sohn erspart bleiben. Sie sei "dort Ehefrau und Mutter" gewesen. An irgendwelchen Kämpfen sei sie nicht beteiligt gewesen, das habe sie ihr versichert. (APA, 19.2.2019)