Gandler: "In Summe fehlt es uns an Quantität und Qualität, da braucht man nichts beschönigen. Da ist mir in 15 Jahren als sportlicher Leiter viel zu wenig gelungen, dass wir bei einer Heim-WM nicht mit mehr dastehen."

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Seefeld – Das Langlaufen hat sich in Österreich in den vergangenen Jahren überhaupt nicht weiterentwickelt. Es fehlt an der Breite und folglich an der Spitze. ÖSV-Disziplinenchef Markus Gandler (52) gibt sich deshalb selbstkritisch, Erfolge wie etwa jene von Teresa Stadlober seien weniger dem Verbandssystem, sondern Einzelinitiativen zu verdanken. Abhilfe soll mittel- bis langfristig das Konzept des norwegischen Koordinators Trond Nystad mit 13 Nachwuchsstützpunkten sorgen. Vorläufig muss man sich aber noch mit recht mageren Aussichten anfreunden. Die Sprints zum Auftakt der WM in Seefeld dürften das eindrucksvoll belegen.

"In Summe fehlt es uns an Quantität und Qualität, da braucht man nichts beschönigen", sagte Gandler und übte Selbstkritik. "Da ist mir in 15 Jahren als sportlicher Leiter viel zu wenig gelungen, dass wir bei einer Heim-WM nicht mit mehr dastehen." Erfolgsathleten gehen aus Privatinitiativen und kaum aus systematischer Aufbauarbeit hervor. "Das sind Einzelerscheinungen, wo ein Umfeld wie die Eltern oder der Verein im Hintergrund sind. Das passt, aber nie das große Ganze." Dieses Problem betreffe nicht nur den Langlauf, sondern andere Ausdauersportarten und ÖSV-Disziplinen. "Ich orte bei unseren Alpinen, dass es in kleineren Keimzellen funktioniert und nicht mehr im Großen und Ganzen."

Keine Staffel

Am Beispiel der Langlauf-Damen zeigt sich das Nachwuchsdilemma besonders deutlich. Durch die Ausfälle von Nathalie Schwarz (Viruserkrankung) und Anna Seebacher (vorzeitiges Karriereende) stehen nur Stadlober und Lisa Unterweger im WM-Aufgebot. Dementsprechend ist in Seefeld auch keine Staffel dabei. "Eine Damenstaffel war ursprünglich mein Ziel, aber man braucht sich nichts vormachen, wir haben junge Athleten noch nicht so wie wir uns das vorstellen etabliert, das tut mir leid."

Er, Gandler, habe sich als "Prophet im eigenen Dorf" mit seinen Vorstellungen nicht durchgesetzt. "Ich stehe dem System vor, ich weiß, was ich in den Jahren alles probiert habe." Er habe Nystad gebraucht, der alles mit einem Konzept unterlegt und umsetzt.

Viele Nachwuchssportler würden an fehlenden Grundlagen scheitern. Gandler vermisse es, dass Kinder wie in seiner eigenen Jugend draußen spielen, Wandertouren machen, auf Bäume klettern oder bis tief in die Nacht Fußball spielen dürfen. "Der Anfang vom Ende." (APA, red, 20.2.2019)