"Die 48er" steht stolz auf den Mistkübeln und orangefarbenen Mistfahrzeugen.

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Nein, nicht die Revolutionäre von 1848 sind gemeint, sondern die Mitarbeiter der MA 48, der Wiener Magistratsabteilung für Abfallwirtschaft und Straßenreinigung. Jeder Wiener kennt die Nummer. "Die 48er" steht stolz auf den orangefarbenen Mistfahrzeugen. Die 48er sind so etwas wie die Coldstream Guards in der britischen Armee, eine Elitetruppe und ein Ruhmesblatt des Roten Wien (oder dessen, was davon noch übrig ist).

Man muss in anderen europäischen Großstädten gelebt haben, um ermessen zu können, was pieksaubere Straßen und eine funktionierende Müllabfuhr an Lebensqualität bedeuten. Ausländer in Wien können das. Besonders italienische Gäste trauen ihren Ohren nicht, wenn sie hören, dass hierorts der Müll vor Ort verbrannt und damit auch noch Gebäude beheizt werden. Aber vergiftet das nicht die Luft, fragen sie. (Wegen dieser Angst wird etwa in Neapel der Müll nicht verbrannt, sondern vergraben oder um teures Geld weggeschickt.) Nein, die Wiener Luft ist ausgezeichnet. Und dazu noch ein tadelloser Kundendienst! "Incredibly nice, competent and helpful", postete ein dankbarer Kunde auf der Website der Magistratsabteilung.

Wer auf einem Mistplatz der Stadt Sperrmüll oder alte Elektrogeräte ablädt, hat tatsächlich das Gefühl, es dort mit Profis zu tun zu haben. Alles wird, so weit wie möglich, wiederverwertet. Und Brauchbares kommt auf den 48er-Flohmarkt, "Der Tandler", Geheimtipp für Leute, die mit wenig Geld eine Wohnung einrichten wollen. Der Kunsthändler Kurt Kalb startete vor Jahren seine Karriere mit alten Thonet-Möbeln, die er aus dem gesammelten Sperrmüll aufgelesen hatte.

Gackerlsackerl

Die 48er als Erzieher – auch das gibt es. Die Kampagne "Nimm ein Sackerl für dein Gackerl" hat nach Jahren sichtbare Früchte getragen. Damen und Herren, die gewissenhaft ihre mitgebrachten Plastikhandschuhe überstreifen und das Gackerl ihres Flocki entsorgen, sieht man inzwischen allenthalben. Und der 48er-Werbeabteilung fällt für ihre Sprüche ("Hasta la Mista, Baby") auf den vom Top-Architekten Luigi Blau entworfenen Mistkübeln gelegentlich auch etwas wirklich Witziges ein. Ein Like schließlich auch für das Thema Integration in der Magistratsabteilung. Der verstorbene Rudolf Sarközy, genannt der "Zigeunerkönig", Sprecher der Roma-Volksgruppe in Österreich, war ein stolzer 48er.

Gibt es gar nichts Negatives zu berichten? Doch, der Vorschlag des zuständigen Stadtrats, das Hauptquartier der Abteilung in Form eines gigantischen Mistkübels zu bauen. Diese Schnapsidee wurde dem Mann allerdings schnell wieder ausgeredet.

Die Wiener sind berühmt für ihren Hang zum Granteln, Nörgeln und Raunzen. Es gibt auch tatsächlich genügend Gründe zum Ärgern über Behördenwillkür, Korruption, Überbürokratisierung oder Unfreundlichkeit. Aber wenn einmal etwas wirklich gut ist, kann man das ruhig auch anerkennen und loben. Bei den kommenden Wiener Gemeindewahlen wird Türkis-Blau zum Generalangriff auf die Festung Wien blasen. Bei dieser Schlacht könnten die 48er durchaus als schlagkräftige Gegenkraft ins Treffen geführt werden.(Barbara Coudenhove-Kalergi, 20.2.2019)