Wien – Die Zahlen sind durchaus beeindruckend. Zum zwölften Mal in Folge konnte der Aqua-Terra-Zoo einen Besucherrekord erzielen: Im Vorjahr kamen 642.500 Gäste in den ehemaligen Flakturm in Wien-Mariahilf, um Haie, Schlangen, Rochen oder Aale zu bestaunen. Und das trotz Rekordsommers und umfangreicher Umbauarbeiten vor dem Haus, aber auch im ehemaligen Feuerleitturm. Die Besucherrekordmarke wird, so viel lässt sich mit Bestimmtheit sagen, nicht lange halten. Denn das Haus des Meeres wird deutlich erweitert.

Am Mittwoch wurde im dritten Stock des Gebäudes ein erster, kleiner Neubau eröffnet. Im Bereich einer alten, nicht mehr genutzten Nebenstiege wurde eine neue Abteilung für tropische Meerestiere geschaffen. Star im größten, rund 25.000 Liter fassenden Aquarium des Raums ist das Schwarzspitzen-Riffhai-Baby namens Jacek: Es wurde im Oktober im Hai-Becken des Haus des Meeres geboren und dann in der Zuchtstation aufgepäppelt.

Jacek ist der Star im neuen Becken.
APA / Hans Klaus Techt

Mitarbeitern des Aqua-Terra-Zoos blieben nach der Geburt nur Minuten, um Jacek von den erwachsenen Haien zu trennen und ihm so das Leben zu retten.

Häupl im Haus des Meeres aktiv

Eröffnet wurde der neue Raum mit 14 weiteren kleinen Aquarien für Fledermausfische, Seehasen, Knallkrebse oder Partnergrundeln im Beisein von Altbürgermeister Michael Häupl: Der studierte Biologe ist neuer Vorsitzender des Stiftungsbeirats im Haus des Meeres. Die Investitionen des privaten, gemeinnützigen Zoos betrugen 400.000 Euro. Anfängliche "Inkontinenzprobleme" des neuen Großbeckens konnten laut dem Meeresbiologen Daniel Abed-Navandi, dem stellvertretenden Direktor des Hauses, behoben werden.

Michael Häupl ist neuer Vorsitzender des Stiftungsbeirats.
APA / Hans Klaus Techt

Noch viel mehr Geld nimmt die Stiftung für den gläsernen, elfstöckigen Zubau in die Hand, der aktuell auf der Seite des Haupteingangs entsteht. Bis Ende April soll die Außenfassade fertig sein, dann wird innen weitergebaut. Geschäftsführer Hans Köppen rechnet allein für den "Edelrohbau" mit Kosten von bis zu elf Millionen Euro, wie er dem STANDARD sagte. Für das gesamte Bauprojekt sind 16 Millionen vorgesehen.

Kunstwerk verschwindet

Die Bauarbeiten sorgen auch dafür, dass im März das weithin sichtbare Kunstwerk von Lawrence Weiner mit dem Schriftzug "Zerschmettert in Stücke (im Frieden der Nacht)/ Smashed to pieces (in the still of the night)" übermalt und somit verschwinden wird. An dem Aus für das Kunstwerk hatte sich breite Kritik entzündet.

Das Kunstwerk von Lawrence Weiner entstand 1991 im Zuge der Wiener Festwochen. Das Bild stammt aus diesem Jahr.
Foto: Privat

Die Eröffnung ist für das Frühjahr des kommenden Jahres angepeilt, auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle elf Stockwerke im Innenraum fertig ausgebaut sind. So soll ein riesiges neues Aquarium im siebenten Stock erst "Mitte, Ende 2020 fertig sein", wie Stiftungsvorstand Franz Six ausführt.

Zwei zusätzliche Lifte

Rechtzeitig fertig sein sollen zwei zusätzliche Lifte. Einer davon wird in allen Stockwerken stehen bleiben – und so den bestehenden Besucherlift des Zoos entlasten. Der andere fährt direkt zum Lokal in den elften Stock. Damit soll es laut Six auch Gästen ohne Zooticket möglich werden, die Aussicht zu genießen.

Der Preis für die Auffahrt steht noch nicht fest. Jene Gäste, die auch etwas konsumieren, sollen laut Six das Liftticket aber gegenrechnen können. "Restaurantgäste werden nichts bezahlen."

Dazu wird es auch zwei weitere Treppenhäuser geben, die Zoobesucher benützen können. Das Haus des Meeres rechnet damit, dass sich dann rund 30 Prozent mehr Besucher als aktuell im ehemaligen Flakturm aufhalten können.

Ein Rendering des geplanten elfstöckigen Zubaus.
Rendering: Office Le Nomade OLN

Lokal wird um mehr als 100 Sitzplätze ausgebaut

Im Gastrobereich wird dank des Zubaus ordentlich aufgerüstet: Das Ocean' s Sky wird im Innenbereich auf insgesamt 170 Sitzplätze erweitert. Das sind 90 Plätze mehr als aktuell. Auch ein überdachter Freibereich ist geplant. "Wir haben bereits eine Genehmigung für 25 Sitzplätze, hoffen aber auf 50", sagt Köppen.

Mit dem neuen Lift wird das Lokal die Öffnungszeiten, die bisher an den Betrieb des Zoos geknüpft waren, deutlich ausweiten. Von Montag bis Freitag könnte es laut Köppen bis Mitternacht gehen, an Wochenenden entsprechend länger. "Wir hätten eine Genehmigung bis vier Uhr früh, aber die werden wir nicht ausnützen." Das Gastro-Angebot des Lokals soll deutlich vergrößert werden.

Neue Jahreskartenregelung

Geplant ist auch ein neuer Veranstaltungssaal im zehnten Stock. Und ab dem neunten Stock soll ein neues Tropenhaus entstehen, das bis zum Restaurant reichen soll. Die Nutzfläche wird sich von derzeit 4000 Quadratmeter auf 7000 Quadratmeter vergrößern.

Ob sich mit der Erweiterung auch die neue Jahreskartenregelung wieder ändert, ist noch unklar. Das Haus des Meeres musste Kritik einstecken, weil neue, minimal günstigere Jahrestickets seit Anfang 2019 nur noch zu Eintritten unter der Woche berechtigen. (David Krutzler, 21.2.2019)