Soap & Skin bleibt der Amadeus-Gala wegen Andreas Gabalier fern.

Foto: Heribert CORN

Es ist womöglich das Beste, was dem Amadeus passieren konnte: ein Skandälchen.

Der seit dem Jahr 2000 ausgelobte österreichische Musikpreis wird abseits des eigenen kleinen Kosmos weitgehend ignoriert oder mild belächelt. Zu höherer Prominenz seiner Preisträger hat er wohl noch nie beigetragen; die heimische Musikindustrie krault sich einen Abend lang gegenseitig am Goder, das wird nicht zu Unrecht als eher irrelevant eingestuft.

Nun hat Anja Plaschg den Amadeus zum Gesprächsstoff gemacht. Die als Soap & Skin veröffentlichende Steirerin ist in der Kategorie "Album des Jahres" nominiert. Dort befindet sie sich in der Nachbarschaft eines anderen Steirers, in der von Andreas Gabalier. Zwei Steirer, zwei Welten.

Via soziale Medien ließ sie ausrichten, dass sie von einer Teilnahme an der Amadeus-Veranstaltung absehen werde, und zwar mit diesen Worten: "Mich in derselben Kategorie sowie in derselben Veranstaltung mit einem Möchtegern-Magnaten zu wissen, der sein reaktionäres, nationalistisches, chauvinistisches und sexistisches Lebenskonzept zu kommerzialisieren weiß und hier Anklang findet, entsetzt mich derart, dass ich an der Veranstaltung nicht teilnehmen werde."

Pophoffnung

Das ist relativ viel Text für die sonst als sehr zurückhaltend geltende Musikerin. Die 1990 im südsteirischen Gnas als Tochter eines Schweinezüchters geborene Plaschg war vor zehn Jahren mit ihrem Debüt Lovetune for Vacuum aufgetaucht. Mit ihren spröden und düsteren Balladen konnte sie bald international reüssieren, Vergleiche mit der Tragödin Nico von The Velvet Underground wurden gezogen, mit Größen wie John Cale ist sie aufgetreten, sie wurde als neue große Pophoffnung des Landes ausgerufen.

Zwei Alben mehr hat sie seit damals produziert, nominiert ist sie für ihr im Vorjahr erschienenes From Gas to Solid / You Are My Friend. Es gilt als ihr zugänglichstes Werk. Abseits der Musik ist die Mutter einer Tochter in mehreren Filmen aufgetreten – oder hat die beiden Medien miteinander verbunden, als sie die Musik für die deutsche Netflix-Serie Dark produzierte.

Dass sie politisch mit dem am gegenüberliegenden Murufer sitzenden Gabalier nichts gemein hat, illustrierte schon ihre Teilnahme an der Solidaritätsdemo "Voices for Refugees", die 2015 auf dem Wiener Heldenplatz stattfand. Ihre Absage an den Amadeus lässt sich jetzt als Fortsetzung dieser Haltung lesen. (Karl Fluch, 20.2.2019)