Emma und Paul bekommen bald ihr erstes Kind. Sie wollten vorab nicht wissen, welches Geschlecht ihr Ungeborenes haben wird. Prinzipiell ist alles für die Geburt und den Einzug des Kindes vorbereitet. Nur auf den Vornamen konnten sich beide noch nicht einigen. Während Paul ältere Namen gerne mag, ist Emma strikt dagegen.

Selina und Fabio haben sich beim ersten Kind dazu entschlossen, einen nicht alltäglichen Vornamen für ihren Sohn auszuwählen. Doch dies haben sie immer wieder bereut und sich dieser Erfahrungen wegen dazu entschieden beim zweiten Kind einen gängigen Namen auszuwählen.

Laura und Valentina haben vor einigen Tagen ihr erstes Kind bekommen. Beide Frauen waren sich bei der Auswahl des Vornamens eher unsicher. Während sie einerseits die Befürchtung haben, dass dem Kind womöglich Nachteile aus der ungewohnten Familienkonstellation entstehen können, war andererseits auch der Vorname keine leichte Entscheidung für beide. Nach vielen und zum Teil langen Diskussionen haben sich beide Frauen für einen Namen entschieden, der im letzten Jahr sehr beliebt war.

Sind Vornamen Programm?

Jeder Mensch hat einen, manchmal zwei Vornamen, den sie aus den unterschiedlichsten Gründen von ihren Eltern erhalten haben. Vornamen sind Modeerscheinungen. Sie kommen und gehen, manche verschwinden ganz, manchmal lässt sich ein Trend feststellen, dass zum Beispiel Namen aus vergangenen Zeiten wieder populärer sind oder Rufnamen aus fremden Ländern oder Fernsehserien gut klingen.

Wenn man einigen Namensforschern glauben schenkt, dann sind unsere Vornamen für unser Leben und unsere Persönlichkeit Programm. So vermuten einige, dass Namen einen Charakter besitzen und etwas über den Lebensweg der Trägerin/des Trägers aussagen. Andere wiederum glauben, dass Namen einfach ein Trend der Zeit seien und sie sich danach richten, aus welcher Gegend man kommt, in welche soziale Schicht das Kind hineingeboren wurde und was gefällt. So sei viel über die Generation, die Fortschritte dieser und ihren Hang zur Wiederholung ausgesagt, meinen einige Namensforscher.

Kevin gehört zu den Namen, die eher negativ konnotiert sind. Einen Boom erlebte er durch den Film "Kevin – Allein zu Haus".
Foto: 20th Century Fox

Ein Name – viel mehr als nur ein Wort

Hören wir einen Vornamen, so verbinden wir damit meist eine Reihe von Eigenschaften. Selbst, wenn wir den Namen nicht kennen. So kann es sein, dass ein Vorname die Persönlichkeit eines Menschen prägt, dies wiederum aber hängt von der sozialen Wahrnehmung ab. So hat eine Studie aufgezeigt, dass Menschen, wenn sie einen modernen Vornamen hören, die betreffende Person stets jünger einschätzen und damit sowohl attraktiver als auch intelligenter.

Die Überlegungen der Eltern sind wesentlich für die Auswahl des Vornamens des Kindes. Manche sind sehr traditionsbewusst und entscheiden sich für Namen, die wohlbekannt sind oder seit vielen Jahrzehnten in der Familie weitergegeben werden, andere aber möchten sich durch die Auswahl des Namens von der Herkunftsfamilie abheben.

Warum manche Kinder von ihren Eltern nur einen Vornamen bekommen und andere gleich mehrere, lässt sich oftmals nicht so leicht erklären. Hier spielen Traditionen oft eine große Rolle. Da kann es wichtig sein, dass die Großeltern in der Namensgebung mitbedacht werden oder Freunde. Manchen Eltern ist es besonders wichtig, dass der Vorname zum Nachnamen passt.

Immer wieder kommt es vor, dass Eltern sich erst nach der Geburt des Kindes für einen Namen entscheiden, weil sie diesen dann für das Neugeborene passender finden, als alle Namen, die sie sich im Vorfeld überlegt haben.

Vornamen – Ausgrenzung oder Zugehörigkeit

Während Vornamen, wie Anna und Sofie oder Paul und Maximilian hierzulande fast dauerhaft populär sind und damit eine Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozioökonomischen Gruppe bedeuten, gibt es Trendnamen, wie Mila und Silas oder Fiona und Finn, die nach einer kurzen Zeit meist wieder verschwinden.

Zumeist ist es so, dass Namen gewöhnlich darauf hinweisen, aus welchem Kulturkreis jemand kommt. Auch dies prägt vermutlich das Image des Namens. Immer mehr jedoch findet man bei der Namengebung Vornamen, die aus anderen Ländern stammend hier bei uns einfach eingedeutscht vergeben werden.

In manchen Situationen kann es schön sein jemanden zu kennen, der den gleichen Namen trägt, es kann Zusammengehörigkeitsgefühl wecken. In jedem Fall ist es ganz witzig zu sehen, wie jemand ist, der den gleichen Namen trägt, und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen.

Einschätzung der Vornamen – von Erfahrungen geprägt

Welche Namen jemandem gefallen oder nicht, hängt auch davon ab, wie prägend Menschen mit diesem Vornamen im Leben der betreffenden Person waren. Wohl kaum jemand wird sein Kind nach der gemeinen Schulkollegin aus Kinderzeiten oder dem unbeliebtesten Lehrer aus der Schulzeit benennen. Daran hängen zu viele unangenehme Erinnerungen, die man als Elternteil unwillkürlich dem eigenen Kind zuschreiben könnte.

Andererseits gibt es Idole, die die Jugend- und Erwachsenenzeit geprägt haben. Deren Vornamen sind viele positive Eigenschaften zugeschrieben und deswegen wird dann der Nachwuchs danach benannt.

Eltern haben eine gewisse Verantwortung ihrem Kind gegenüber bei der Auswahl des Vornamens. Bereits im Kindergarten und später in der Schule kann der Vorname eines Kindes Auswirkungen auf die Beliebtheit bei den Erwachsenen und später auch bei den Gleichaltrigen haben. So zeigen Studien, dass Kinder mit traditionellen Vornamen positiver wahrgenommen werden und sich dies auch in der schulischen Beurteilung auswirken kann. Auch im Arbeitsleben sind immer wieder die Auswirkungen der Namenswahl der Eltern spürbar. Egal, welchen Namen ein Mensch von seinen Eltern bekommen hat und ob dieser der Trägerin/dem Träger gefällt oder nicht, prägt er die Identität dieses Menschen.

Sind Sie mit Ihrem Vornamen zufrieden?

Warum wurden Sie so benannt? Nach welchen Kriterien haben Sie sich für den Namen ihres Nachwuchses entschieden? Posten Sie Ihre Erfahrungen, Fragen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 22.2.2019)